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Alt 15.02.2014, 11:11
DanielP DanielP ist offline
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Registriert seit: 14.02.2014
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Standard AW: Kann nicht trauern

Hallo,

ich danke euch. Ich sehe zwar meine Befürchtungen (Trauer kann plötzlich und schubhaft auftreten) bestätigt, aber dann bin ich wenigstens darauf vorbereitet.

Ich hab mit meiner Mutter gesprochen, dass ich vor der Trauerfeier mit der Urne noch 5 Minuten allein sein möchte. Das Offizielle, wenn alle da sind und das Programm abgespult wird, ist ehrlich gesagt nichts für mich. Ich brauch diese 5 Minuten für mich, vielleicht um Abschied zu nehmen, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, ich weiß es nicht. Ich denke es wird hart die Urne zu sehen, mit dem Wissen, dass dort die Asche meines Vater drin sein soll.

Ja, das Schreiben hier tut gut. Ich merk seit gestern, dass ich ab und zu so ein Gefühl von Herzschmerz in der Brust habe, aber immer nur für ein paar Sekunden - dann funkt das Gehirn wieder dazwischen und alles ist so wie vorher, Berufskrankheit (bin Naturwissenschaftler).

Naja, bin froh, wenn der Montag rum ist. Und ich bin froh, wenn der ganze scheiß Papierkram erledigt ist. Ich denke auch, dass ich mich dann auf meine Gefühle einlassen kann und das dies wichtig ist. Ansonsten kommt es irgendwann im späteren Leben ganz plötzlich oder man wird selbst krank davon, wenn man es nicht rauslässt. Aber ich will ja, ich kann nur gerade nicht. Wobei ich befürchte, vielleicht für länger nicht zu können, da ich weiß, dass mein Körper für eine sehr lange Zeit jetzt erstmal funktionieren muss. Ich schreibe derzeit meine Dissertation zusammen und bin auf Stellensuche. Das ist natürlich ein Zeitpunkt, wo man mindestens 100% Leistung geben muss. Und wenn ich dann eine neue Stelle anfange, muss ich auch funktionieren. Ich kann jetzt nicht pausieren, und ich will auch gar nicht pausieren. Das ist halt der rationale Teil in mir. Ich bin zwar eigentlich ein sehr gefühlvoller Mensch und nicht nah am sondern eher im Wasser gebaut, aber auf der anderen Seite denk ich mir auch: Mein Leben muss doch weitergehen. Außer, dass ich meinen Vater unendlich vermissen werde, ändert sich ja auch für mich nichts. Ich hab das gleiche Einkommen wie vorher, ich meinen Partner, die Wohnung, den Job, etc. Für meine Mutter muss und ist das doch alles viel schlimmer. In ihrem Leben ändert sich einfach alles.

Diese Nacht habe ich das erste mal mit seinem Lieblingsstofftier gekuschelt. Ja, Männer werden nie erwachsen . Er hatte sein Lieblingsigel, der überall mit hinmusste und ihn auch bis zuletzt begleitet hat. Eigentlich wollte er, dass er mit verbrannt wird, aber wir hatten nochmal mit ihm gesprochen, ob ich ihn nicht als Erinnerung haben kann und dem hat er zugestimmt. Am Anfang war das komisch, den Igel hier zu haben, so als würde er nicht mir gehören, als hätte ich ihn gestohlen und Vater kommt jeden Moment vorbei und holt ihn wieder ab. Naja, kindische Geschichte.

Geändert von DanielP (15.02.2014 um 11:25 Uhr)
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