Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 17.03.2014, 22:35
Phoenix1989 Phoenix1989 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.03.2014
Beiträge: 7
Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs und ein Tumor am Sehnerv

Liebe Catlove,

Ich kann Gina nur zustimmen. Lass nicht zu, dass deine Angst die kostbaren Momente mit deinem Papa kaputt macht. Koste jede Sekunde aus, die du noch mit ihm hast. Und Wendung Angst davor hast, dass etwas Unausgesprochen bleibt, dann besprich es doch einfach jetzt mit ihm!! Sag ihm, was dich bewegt, und wie wichtig er dir ist! Sag ihm, wie sehr du ihn liebst, und du darfst ihm auch sagen, dass du Angst hast! Es ist völlig in Ordnung, Angst zu haben, oder Schwäche zu zeigen.

Vor einem halben Jahr habe ich meine Oma an Lungenkrebs verloren. Ich erspare dir Details, denn bei jedem verläuft es anders, und wozu soll ich dich beunruhigen?! Ich weiß noch, dass es eine Zeit gab, in der ich mich ganz ähnlich fühlte, wie du. Da war diese tief sitzende, nagende Angst, dass sie bald nicht mehr da sein könnte! Ich stellte mir zum Beispiel nachts vorm Einschlafen vor, wie schlimm es wohl sein würde, ihre Telefonnummer zu wählen, und zu wissen, dass niemand mehr abheben würde. Ich sah ihr Haus vor mir, leer, und gespenstisch... so vollkommen sinnlos ohne sie! Und dabei empfand ich eine so beklemmende Panik, dass ich mich in den Schlaf weinte. Vor ihr allerdings mimte ich die Starke, die für sie da ist, und gemeinsam mit ihr und eisernem Willen gegen den Krebs kämpft. Irgendwann hatte ich dann plötzlich das Gefühl, dass da ein Ozean an Dingen zwischen uns liegt, die noch besprochen werden müssten. Ich fühlte mich ihr aufeinmal so fern, und war so überlegt, in allem, was ich sagte. Eines Tages überkam es mich dann aber, ich sah sie an, und sagte: "Ich will das alles nicht, Oma. Ich hab so Angst, ich hab dich doch so lieb, Oma. Ich will das alles nicht", und da ließ ich vor ihr zum ersten Mal all meine Ängste und meinen Schmerz zu. Und weißt du was? Ich habe es nie bereut! Denn sie sagte mir, dass auch sie Angst habe, dass auch sie das alles nicht wolle, und sie nahm mich in den Arm und wir weinten gemeinsam, bis wir keine Tränen mehr hatten. Das war, so widersprüchlich es auch klingen mag, einer der schönsten, und befreiendsten Momente zwischen uns. Ich hatte das Gefühl, als ob auch sie das endlich loslassen wollte! Sie versuchte immer so unglaublich stark zu sein für uns. Aber auch sie hatte Angst, und musste darüber reden. Und danach gab es noch viele Momente, in denen ich ihr gesagt habe, was zu sagen war.

Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Denn irgendwie klingen all diese Dinge ein bisschen zu sehr nach Abschied. Aber du wirst sehen, dass es deinem Papa genauso wichtig ist, diese Dinge zu hören, wie Dir, sie zu sagen. Glaube mir, so etwas gibt einem später im Leben unheimlich viel Kraft!!! Und wenn dein Papa sich nocheinmal die Frage nach dem Warum stellt, dann mach ihm klar, dass es keine Antwort darauf gibt, weil es die falsche Frage ist. Anstatt sich mir dem Warum aufzuhalten, fragt euch lieber, wie ihr das beste aus dieser Situation machen könnt, und ihr werdet sehen, dass ihr zumindest auf diese Frage die Antwort schon längst kennt.

Ich denke an Dich und schick dir ganz viel positive Energie!! Ihr geht diesen Weg gemeinsam, vergiss das nie!!! Ihr schafft das, und sollte dein Papa sich eines Tages zu den Engeln aufmachen, dann sag ihm nicht "Leb wohl", sondern lediglich, "Aufwiedersehen". Denn es ist nicht mehr, und nicht weniger, als eine Trennung auf Zeit.

Alles Liebe,

Rafaela
Mit Zitat antworten