Thema: Meine Mutti
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 23.04.2014, 17:08
mutti-vation mutti-vation ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.04.2014
Beiträge: 14
Standard AW: Meine Mutti

Ihr Lieben, vielen Dank für euer Mut machen!

Ich war nun nicht mit auf der Palliativstation, denn mein Vater war nun doch noch zu bewegen, weil ihn die Psychologin der Pal.station auf der Onkologiestation abfing für ein Gespräch.
Gestern nun bin ich gekommen und habe diese Station erst einmal gesucht und gefunden.. Es ist alles sehr sehr schön eingerichtet, auch die Schwestern sind sehr nett und offen. Es galt Fragebögen auszufüllen (ich war da gerade da) und so wurde auch gleich geguckt, wie fit meine Mutti auch geistig ist, wie sie zur Krankheit steht und was ihre Ziele sind.
Ihr Ziel ist es, wieder nach Hause zu kommen. Deshalb trainiert sie ihre Muskeln, ihre Lunge usw.
Trotzdem habe ich zum Teil das Gefühl, sie weiß theoretisch alles über den MÖGLICHEN Verlauf, aber ihr ist der Ernst nicht klar...wie soll ich das beschreiben...sie weiß, das die AML unheilbar ist, aber es macht den Eindruck, das sie es wie bei einer Diabetes sieht- Diabetes ist auch unheilbar, aber mit Tabletten bzw Spritzen kann man gut damit leben. Lange. Sie hält enorm an der Chemo fest und wenn es ihr schlecht geht und deshalb keine Chemo möglich ist, bekommt sie jedesmal verständlicherweise Panik, weil ja dann die Werte sinken...Sie bekommt die sanfte Chemo und hat da schon enorme Nebenwirkungen. Sie benennt sie auch selbst sanfte Chemo, weil die starke eben zu stark wäre...Inzwischen sind die Abstände immer kürzer, also kurz nach Chemoblock-ende, 2-3 Tage später verschlechtern sich die Werte rapide schnell sofort wieder, also nix mit 2 Wochen Pause zu Hause und nächster Block. :-(

Ich weiß gerade nicht damit umzugehen. Stehe im Gewissenskonflikt : Ehrlichkeit kontra Mutmachen...Was heißt aber Ehrlichkeit? Ich weiß doch gar nicht, was im Körper meiner Mutter vor sich geht! Wie kann ich mir da "anmaßen" , ihr was zu sagen, was vielleicht gar nicht so wird?
Mein Bruder, 700 km entfernt, sagt durchs Telefon: Daumen drücken! Mein Vater nötigt sie zu essen, weil er hilflos ist und mit dem Essen vielleicht alles geheilt wird...
Ich habe mir vorgenommen, das nächste Mal eine Schwester zu fragen, aber ich kann noch gar nicht in Worte packen, was ich fragen will. Konkret: Warum ist sie hier? Zum Aufpäppeln und heimkönnen und immer zur Chemo rein bzw ambulante Chemo? Oder ist sie hier, ihren letzten Weg nicht allein gehen zu müssen, sondern in Begleitung?
( Mein Vater muss doch Ängste ausstehen, wenn sie über Nacht sozusagen jetzt plötzlich jederzeit mitten in der Natur sitzen darf (Terrasse), bzw eeechte Sträucher für den Osterstrauss im Zimmer stehen hat bzw überhaupt das Fenster auf sein darf, was sonst verboten war...Fragt er sich da nix? )

Ich will meiner Mutti einfach nix vorspielen. Und nix wäre schlimmer, als wenn wir uns die Taschen vollhauen und uns wichtige Gespräche vorenthalten.

Und nix würde ich mir natürlich mehr wünschen und nix würde mich mehr freuen, als frei von Angst zu sein und ihr zum Beispiel sagen zu können, ich komm zweimal die Woche und wir üben Muskelaufbau durchs Laufen, damit sie wieder die Treppen zu Hause schafft :-).

Habt wieder lieben Dank fürs Lesen und auch für eure eigenen geschriebenen Erfahrungen

mutti-vation
__________________
Meine kleine starke Mama !

30.Mai 1943 - 21.Mai 2014
Mit Zitat antworten