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Alt 23.04.2014, 22:50
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Rudolf Rudolf ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat Nierenkrebs

Hallo Tanni,

ich meine, daß Reni hier sehr schön beschrieben hat, wie das Abschiednehmen sein kann.
Und wie wichtig es ist, daß man Abschied nehmen kann, bei vollem Bewußtsein.
Die Verwandtschaft hat oft Angst vor dem Sterben, der Sterbende nicht zwangsläufig auch.
Wir meinen, daß Sterben eine Katastrophe sei. Warum eigentlich?
Geburt und Tod sind die zwei wichtigsten Türen in unserem Leben, in jedem Leben.
Bei der Geburt sind wir mit vollem emotionalem Bewußtsein dabei.
Da dürfen wir beim Sterben auch mit vollem mentalem Bewußtsein dabei sein.

Ich meine auch, wir sollten unsere Eltern nicht entmündigen, indem wir ihnen die Wahrheit verschweigen und ein Abschiedsgespräch vereiteln.
Aber der Patient weiß oft viel mehr als Ärzte und Verwandtschaft zusammen.
Er wünscht sich nicht das „Machen-machen-machen“, er wünscht die Berührung durch eine liebevolle Hand.

Der Sterbende möchte noch ein paar wichtige Dinge sagen, bevor er diese Welt verläßt. Er möchte "in Frieden" gehen können.
Es ist dann oft der Sterbende, der die Zurückbleibenden tröstet. Denn sie haben ja das schwerere Schicksal, den Abschiedsschmerz.

Auch ich stelle mir vor, daß ich dereinst im Kreise meiner Familie meinen letzten Weg antreten werde, nachdem ich von allen Abschied genommen habe.

Mit "nicht mitbekommen dürfen, daß ich in Kürze sterben werde" (nicht „muß“!) könnte ich nichts anfangen.

Was erwartet denn diese Verwandtschaft von Dir?
Daß Du etwas schaffst, was Ärzte nicht können und das Schicksal nicht will?
Deinen Vater vom Krebs heilen? Oder Deinen Vater noch ein paar Tage am Leben erhalten? Um jeden Preis?
Wie steht denn diese Verwandtschaft Deiner Mutter bei? Und ihrem Ehemann?
Er ist doch Teil der ganzen Familie.

Auch Du brauchst Kraft für den Abschied, wenn es denn die Zeit des Abschieds ist.
Ich wünsche sie Dir.
Rudolf

Geändert von Rudolf (05.05.2014 um 18:16 Uhr)
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