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Alt 26.04.2014, 12:42
Grisu62 Grisu62 ist offline
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Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hallo Ihr Lieben,

erst einmal ein ganz großes DANKE für alle die lieben Gedanken, Worte, Kraftpakete... es tut einfach gut !!

Inzwischen haben wir uns von dem Schock am Mittwoch erholt - abends kam ja unsere Ärztin und mein Mann nimmt (endlich) wieder Dexamethason, was dafür sorgt, dass er wieder wacher und aktiver ist. Er liegt zwar immer noch die meiste Zeit des Tages, aber zwischendurch waren wir jetzt mal eine Stunde im Café oder bei meiner Schwester auf der Terrasse...

Nach wie vor ungeklärt ist die Frage, ob er noch eine weitere Chemo machen soll oder nicht - und hier kommt jetzt der Nachtteil des Dexa's: er fühlt sich jetzt natürlich fitter als er eigentlich ist und als der Kämpfer, der er ist, will er nicht kapitulieren und meint, er könnte sich die winzigkleine Chance der neuen Chemo nicht entgehen lassen...es ginge ihm doch gut genug ?!

Ich stehe daneben und reibe mir verwundert die Augen, weil ich seinen Zustand ganz anders wahrnehme. Ich kann mir auch irgendwie nicht vorstellen, warum jetzt die nächste (letzte) Chemo wirken sollte, nachdem Cisplatin, Etopisid, Tarceva, Alimta, Taxotere und Navelbine nicht gewirkt haben...klar, er hat auch die bei uns geringen Nebenwirkungen meist gut weggepackt, aber inzwischen ist er so kraftlos und erschöpft, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er die nächste Runde mit Gemcitabin genauso "lässig" wegsteckt. ABER: er bestimmt den Weg und ich begleite ihn nur !!

@ schmibi, wenn ich deine Nachrichten der letzten Tage lese, fehlen mir die Worte. Ich kenne ja das Gefühl, wenn man aufs CT wartet und die Bilder zeigen dann eindeutig das, was man nicht sehen will... aber erst positive Nachrichten zu bekommen, um dann im nächsten Moment ein solchen Nackenschlag hinnehmen zu müssen, das ist mehr als bitter - da dürften die Ärzte auch ruhig ein bisschen sensibler sein. Einen ganz großen für dich !!

@ Marmot, auch für dich ein dicken ... davor habe ich im Moment die meiste Angst: dass mein Mann wirklich pflegebedürftig wird. Bisher ist er schwach, aber noch kann er alles selbst erledigen. Aber den herzzerreißenden Anblick des schwachen, recht mageren Mannes, der nur noch ein Zerrbild seines früheren Ichs ist, kenne ich inzwischen leider auch...

Leider geht mein Urlaub schon wieder zuende, es hat mir ziemlich gutgetan, mal nicht diesen Dauerspagat zwischen Büro und zuhause hinzukriegen. Offensichtlich kostet mich der Job doch mehr Kraft als ich bisher dachte, ich bin immer davon ausgegangen, dass der Alltag dort für Stabilität sorgt. Tut es wohl auch, aber es hat eben auch seinen Preis, so dass ich jetzt offener für das Angebot meiner Ärztin bin, mich zwischendurch auch mal krankschreiben zu lassen, um wieder durchatmen zu können.

Euch/uns allen wünsche ich ein möglichst ereignisloses Wochenende mit vielen schönen Momenten, die uns die Krankheit für kurze Momente vergessen lassen...
Liebe Grüße
Grisu
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"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
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