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Alt 13.06.2014, 01:14
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: keine reanimation bei sepsis nach chemotherapie

Lieber Nordy,

ich möchte Dir mein Mitgefühl und mein Beileid aussprechen, dass Du Deine Frau an diese Krankheit verloren hast.

Es ist viel schlimmer bleiben zu müssen, als derjenige zu sein, der geht. (ich bin selbst palliativ am OvarialCA erkrankt).
Eine Sepsis ist eine heimtückische Komplikation, gegen die man nur eine Chance hat, wenn man sie frühzeitig erkennt. Leider ist es so, dass in Dtl. jedes Jahr über 10.000 Menschen an einer nicht erkannten Sepsis versterben.
Die Anzeichen sind nun mal unspezifisch.
vielleicht hätte man Deine Frau reanimieren können. Aber ob das gut gewesen wäre? Der ganze Körper deiner Frau war zu diesem zeitpunkt schon schwer geschädigt durch die Sepsis. Du hättest sie sicher nicht als den Menschen zurückbekommen, der sie vor der Sepsis war. Vermutlich hätte sie Schmerzen leiden müssen und sich sehr gequält an den Begleiterscheinungen von fortschreitendem Organversagen. Das meiste davon ist nicht reversibel.
Vielleicht hättest Du sie noch eine zeit X haben können - aber ich selbst bin der überzeugung, dass es nicht nur wichtig ist, jemandem am Leben zu erhalten, sondern ihn noch als den Menschen zu haben, der er immer war.

Ihr hattet damit gerechnet, dass ihr noch länger Zeit für den Abschied habt -
die habt ihr nicht bekommen. Das ist grausam, aber Du und auch Diene Frau ihr werdet viel besser Ruhe finden, wenn Ihr Euch damit abfindet.

Ich habe beide Eltern auf diese Art verloren: mein V ater hatte Lungenkrebs und verstarb völlig unerwartet an einer Lungenembolie, meine Mutter hatte CLL (Form der Leukämie) und verstarb an einer Lebensmittelvergiftung mit Multi-Organ-Versagen.
Dieser Abschied ohne Vorwarnung, diese Härte des Loslassens war so, dass es mir fast die Luft zum WEiterleben genommen hat. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich die Art des Sterbens akzeptieren muss, wenn ich weiterleben möchte.
Das Gespräch mit den Ärzten zu suchen, die deine Frau zuletzt behandelt haben, wird dir hoffentlich viel bringen. Ich habe das auch gemacht und es war ein Baustein, den ich brauchte, um verstehen zu können, dass sie nicht mehr da sind.

ich wünsche Dir viel Kraft und Stärke für den schweren Weg, der vor Dir liegt.

Alles Gute
Birgit
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