Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1206  
Alt 15.06.2014, 21:26
Grisu62 Grisu62 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.04.2013
Ort: Rhein-Main-Gebiet
Beiträge: 220
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hallo Ihr Lieben,

der Statistik ein Schnippchen schlagen... ja, das gelingt meinem Mann inzwischen seit etwa 8 Monaten, denn seine Prognose nach der Diagnose lautete 9 bis 12 Monate... das war im Oktober 2012 und damit 20 Monate her. ABER: es sieht langsam so aus, als würde es uns nicht mehr allzu lange gelingen...

Seit ein paar Tagen klagt er über eine latente Übelkeit. Er ist schlapp und wird immer schwächer. Deswegen bin ich ja übers Wochenende auch zuhause geblieben, obwohl die Fahrt ins Walsertal seit fast einem Jahr geplant war. Im Nachhinein bin ich dreimal froh, dass ich nicht gefahren bin, denn nachdem er gestern schon arge Probleme hatte und eigentlich den ganzen Tag nur geruht hat, ist es heute richtig schlimm geworden. Er wurde von einer derart heftigen Übelkeit gequält, dass er vor lauter Würgereiz und Magenschmerzen fast in Tränen ausgebrochen ist. An Essen und Trinken war nicht zu denken - damit konnte er auch seine Medikamente nicht nehmen... Aus ganz vielen kleinen Details konnte ich schließen, wie elend ihm tatsächlich war, auch wenn er zunächst noch versuchte, es sich nicht wirklich anmerken zu lassen.

Schließlich habe ich unsere Ärztin angerufen (ja, es gibt noch solche Ärzte, die man sonntags "stören" darf...). Sie hat mir klare Handlungsanweisungen gegeben, welche Medikamente ich in der Apotheke holen soll... und nach fünf Stunden Quälerei hat mein Mann schließlich ein bisschen Ruhe bekommen. (Ansonsten hätte ich sie nochmal anrufen können - sie wäre dann sofort gekommen.) Sie vermutet, dass es neue Kopfmetastasen sind, die die Übelkeit verursachen. Mein Mann dagegen meint, dass irgendwas im Bauchraum auf den Magen drückt... beide Varianten deuten an, dass uns langsam aber sicher der Sand ausgeht... und zwar schneller als erhofft, nachdem erst vor vier Wochen die Chemo abgebrochen wurde.

Ich habe morgen noch Urlaub (der ja wegen der Fahrt eingereicht war) und kann deshalb dabei sein, wenn morgen früh die Ärztin zu uns kommt... aber mir graut jetzt schon davor.

Heute fiel mir ein Spruch ein, der in meinem Poesie-Album steht (für die Jüngeren hier: das war früher das "Freundebuch") - da der Text auf uns alle so gut passt, dachte ich mir, ich hinterlasse ihn hier heute für euch...

Sage nie, das kann ich nicht,
vieles kannst du, will's die Pflicht.
Alles kannst du, will's die Liebe;
drum dich auch im Schwersten übe,
vieles fordert Lieb und Pflicht.
Sage nie: ”Das kann ich nicht“.

Liebe Grüße
Grisu
__________________
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
Mit Zitat antworten