Einzelnen Beitrag anzeigen
  #830  
Alt 13.07.2014, 17:53
Edeka Edeka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.01.2011
Beiträge: 421
Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Birgit,

und liebe andere, die hier lesen und schreiben!

Birgit, ich musste sehr schlucken, als ich Deinen eintrag gelesen habe. Es tut mir sehr leid, was Du erlebt hast!
Ich überlege schon länger, ob ich über das, was mir zum Thema Krebs und Sterben eine Herzensangelegenheit ist, berichten sollte. Natürlich möchte ich niemanden verletzen oder direkt ansprechen, aber vielleicht ist es gut und hilft sogar an irgendeiner Stelle, wenn ich von meinen Erfahrungen berichte.

Ich war 10, als meine Mutter an Krebs starb.
Hier sind so viele liebende Mütter unterwegs mit einer potentiell tödlichen Erkrankung. Wenn ich lese, wie es Euch geht mit den Kindern und mit der Angst, vielleicht irgendwann nicht mehr da zu sein, dann frage ich mich auch, ob es meiner Mutter so ging, denn ich weiß nicht, wie es ihr damit ging. Ich frage mich so viele Fragen. Und habe niemanden, an den ich mich wenden kann, weil es so ein Tabu ist für alle Angehörigen. Zumindest für meine Angehörigen.

Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn ich von meinen Erfahrungen mit dem Tod meiner Mutter berichte. Ich möchte aber mitteilen, dass ich grundsätzlich dazu befragbar bin.
Und eine Bitte an alle Mütter richten, egal in welchem Stadium, in welcher gesundheitlichen Verfassung.
Es besteht das Risiko, vor allem bei kleineren Kindern, dass sie den Tod der Mutter nicht verstehen können und das Verlassenwerden fehlinterpretieren. Das ist zumindest in meinem Fall passiert, und ich war bereits 10, also nicht mehr soo klein.
Ich bin ziemlich sicher, dass sich das Risiko, dass die zurückbleibenden Kinder solche Schäden nehmen, relativieren lässt.
Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, was mir geholfen hätte, oder noch helfen würde...
Vielleicht wäre es gut, die Gedanken an die Kinder, oder was ihr hier über sie schreibt, oder die Ängste, die ihr mit Eurer Krankheit in Verbindung mit den Kindern habt, zu bewahren und dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder sie später bekommen. Oder Geburtstagsbriefe für jedes Jahr schreiben oder oder oder...

Das wäre mit relativ geringem Aufwand verbunden, und könnte später von wirklich unschätzbarem Wert sein. Auch für den Fall, dass man die Krankheit besiegt, wäre es doch ein wunderbares Dokument der Liebe aus einer schwierigen Zeit. Auch mit anwesender Mama.

Oje, was für ein heikles Thema. Und ich habe die Hosen voll mit Angst, dass ich mich mißverständlich ausdrücke oder verletzend bin. Ich könnte mit vorstellen, dass man sich als Mutter nicht in die Situation hineinversetzen kann, die entsteht, wenn man es doch nicht schaffen sollte mit der Begleitung der Süßen bis zum aus dem gröbsten raus.
Ich brauchte wirklich ewig, bis ich mir klargemacht habe, dass es doch sein kann, dass meine Mutter mich trotzdem geliebt haben könnte. Obwohl sie gestorben ist und für mich gefühlt mich verlassen hat. Ohne mir mit auf den Weg zu geben, dass sie nicht gehen will. Und mich lieb hat. Für mich begreifbar.

Liebe Birgit, bitte verstehe mich nicht falsch, dass ich darüber hier bei Dir berichte. Ich habe schon öfter überlegt, ob ich ein eigenes Thema dafür aufmachen soll. Aber das passt irgendwie nicht. Du liebst Deine Kinder so und schreibst so schön über sie und Du machst Dir so viele Gedanken darüber, also bitte, verzeih, wenn es verletzen sollte!

Ich habe leider keine eigenen Kinder, aber es ist mir trotzdem wichtig, weil ich es erlebt habe, die Kinderseite.
Ich hör jetzt lieber auf.

Viele liebe Grüße
Edeka