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Alt 30.07.2014, 07:56
schnaddi schnaddi ist offline
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Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Liebe Marmot,

ach mensch, sowas ist ganz doof zu lesen, auch wenn wir hier alle wissen, wo diese Krankheit irgendwann hinführt (natürlich nicht bei allen). Aber wo Heilung von Anfang an nicht möglich war, wussten wir ja was eines Tages auf uns zu kommt, auch wenn man das zwischendurch total verdrängt hat.

Eure Angst, dass dein Mann evtl etwas mehr an Schmerzen leiden wird, als in einer Einrichtung, kann ich dir leider nicht völlig nehmen, denn ich habe es selber so erlebt. Gut wars erst wieder im Hospiz, kommt aber sicher auch drauf an, ob Schmerz das Hauptsymptom bei deinem Mann ist, es ist ja nicht bei jedem gleich. Mom musste zum Schluss sehr viele Mininfustionen gegen Schmerzen bekommen, die jeweils an den Port angestöpselt werden mussten, zwischendurch noch Morphiumspritzen. Die Morphiumspritzen wirst du ihm irgendwann selbst geben, das ist keine große Sache, aber den Port kannst du eben nicht versorgen. Das Problem ist eben dieses, welches Du grad angesprochen hast, ihr Habt Wartezeiten, die unter Schmerzen elendig lang werden können. Und es geht dabei halt meist nicht nur um Morphium, Mama hat mehrere Sachen gegen Schmerzen bekommen.

Naja sagen wir mal so, ich denke die medikamentöse Versorgung ist in einer Einrichtung besser, heißt aber nicht unbedingt, dass es zuhaus nicht zu schaffen ist, kommt halt auf den individuellen Fall an. Bei Mom wäres aufgrund der massiven Schmerzproblematik nicht gegangen, das haben wir später im Hospiz festgestellt, da haben wir gesagt, wie hätte das zuhause funktionieren sollen, und waren uns alle einig, dass es der beste Schrittr war.

Mama wollte auch immer zuhause bleiben, aber es ging auf den leztten Metern einfach nicht mehr. Sie war noch zwei Wochen woanders, und vorher nicht einmal im Krankenhaus gewesen. Von daher wars so okay, Mom war auch glücklich, dass sie sich umentschieden hat.

Noch dazu, aber das mag für jeden anders sein, hast du dann den Sterbeort in deiner Wohnung, und wirst auch danach immerzu daran denken müssen. Das hätte ich so nicht wirklich haben wollen. Mir wars schon genug am Tag nach ihrem Tod das Hospizzimmer leer räumen zu müssen. Da stand das Bett halt rum, in dem sie gestorben ist, und das dann zuhause? Nee, bin ich zu sensibel für, hätte dieses Zimmer ewig nicht betreten können.

Das nur mal dazu, wie das sein könnte, ich habs mir nämlich anfangs einfacher vorgestellt als es nachher war. Auch die Psyche macht dabei einiges mit. Sie muss verarbeiten, was in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt wird, nämlich dass wir alle sterblich sind.

Ich glaube nicht, dass man Angst vorm Sterben haben muss. Ich weiß natürlich nciht, wie es Mama wirklich ging, viel hat sie ja nicht mehr erzählt, sie konnte aber auf alles aufmerksam machen, Übelkeit, Unruhe, Schmerzen, das ging bis zum Schluss. UInd sie sah sehr ruhig und friedlich dabei aus, ich glaube nciht, dass sie dabei sehr gelitten hat. sie war am Ende mehr im Koma als bei uns. Also Moms Sterben hat mir dei Angst vor dem eigenen Sterben eher genommen.

Insgesamt kommts mir übrigens selbst bei diesem Thema so vor, als könnten Frauen, selbst am Schluss viel leichter Hilfe annehmen als die Männer. DAran ändert sich selbst zum Schluss wohl nichts.

Liebe Marmot,
allses gute für Euren Weg, und dass ihr noch etwas Zeit habt, mit schönen intensiven Momenten.....

Drück Dich
Tanja
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!

Geändert von schnaddi (30.07.2014 um 08:09 Uhr)
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