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Alt 27.09.2014, 15:20
Rua Rua ist offline
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Cool Gemischter Beitrag - alles irgendwie ein bißchen viel gerade :(

Hallo Ladies,

nachdem ich vor gut 3 Wochen nach einer OP zur Entfernung zweier vermeintliche Adenome in der rechten Brust, meine Krebsdiagnose bekommen habe, war ich bis jetzt relativ tapfer. Zum Glück sind bisher keine Metastasen gefunden worden und es konnte brusterhaltend operiert werden.
Jetzt hatte ich schon einen Termin zur Chemoplanung (wegen Her2neu 3+ gibt's Chemo und dann Herceptin; langfristig Tamoxifen wegen ER 90% und Bestrahlung) und dann kommt ein Anruf vom KH, dass ich doch nochmal antreten muss.
Wegen Problemen mit dem Outlook-Programm kam noch ein Laborbefund hinterher und der besagt, dass an zwei Stellen noch Krebsvorstufen im Gewebe sein müssen und eben nicht mit Sicherheitssaum raus operiert wurden.

An sich ändert das nichts an der recht guten Gesamtprognose, aber die "Überraschung" hat mir echt einen Schlag versetzt. Zumal ich auch nach der OP am Montag nicht ganz sicher sein kann, dass es jetzt der letzte Eingriff war - erst der Laborbericht entscheidet darüber und schlimmstenfalls müsste ich nochmal ran.

Bis jetzt bin ich mit meinem eher schrägen Humor ganz gut über die Runden gekommen (auch wenn ich das Gefühl habe, dass der im KH nicht immer gut ankam), aber jetzt frag ich mich, was da noch für Überraschunngen auf mich zu kommen. Und ob der Arzt, obwohl ich bisher Vertrauen zu ihm und zum Brustzentrum (zertifiziert) hatte, sich nicht auch bei der guten Prognose irrt?

Es fühlt sich an, als ob die Krankheit mir nochmal ganz klar machen wollte, dass ich ab jetzt eben nicht mehr mein normales Leben mit ein paar Arztbesuchen und ein bißchen Chemo-Trouble führen kann und hinterher alles rosa Ponyhof ist. Nun frage ich mich: Soll ich dafür kämpfen, möglichst ganz normal weiter zu machen oder soll ich die Veränderung innerlich annehmen?

Was heisst denn "krebskrank", wenn ich davon bisher ja (zum Glück!!) gar nichts spüre? Ich fühle mich nicht kränker als vor der Diagnose, bekomme aber plötzlich Karten, Geschenke, Glücksbringer und Gesprächsangebote noch und nöcher. Das ist schön und hilft mir sehr, aber es ist auch irgendwie seltsam. (Klar hat sich meine Perspektive auf's Leben geändert, aber ich bin nun nicht plötzlich über Nacht weise und erleuchtet geworden, und auch keine bessere und geduldigere Mutter oder überhaupt ein anderer Mensch. Dass ich sterblich bin, war mir auch vorher schon klar )

Trotzdem bin ich unheimlich dankbar für meinen Mann, meine Freunde und Bekannte, mit denen ich offen reden, lachen und weinen kann, ohne dass sie mich mitleidig betrachten.

Aber dann sind da noch die Leute, die sich mehr oder weniger Sorgen um mich machen und mir damit eine Verantwortung für ihr Wohlergehen aufbürden, die ich nicht haben will - bei Einigen habe ich das Gefühl, dass sie mit ihren Fragen und netten Worten nicht mir helfen wollen, sondern sich selbst, und dass ich doch bitte ihrem Bild von der armen Brustkrebskranken entsprechen soll.

Vielleicht tue ich diesen Menschen unrecht (zumal ein paar davon zu meiner nahen Verwandtschaft gehören), aber ich hab zum Beispiel nicht die Kraft, mit meinen Eltern zu telefonieren - sie hören eh nicht wirklich zu und wenn sie Hilfe anbieten, dann ist das keine richtige Hilfe, sondern eher eine Art Bevormundung.
Weiß Jemand, was ich meine??

Mittlerweile hab ich auch die Schnauze voll von Krebsratgebern, obwohl ich immer froh bin, viel zu wissen. Ein Test auf das berühmte Brust- & Eierstockkrebsgen wurde mir auch nahe gelegt (von einem Professor) und ich denke, schon wegen meiner Kinder werde ich den machen lassen.

Der Mann meiner Chefin hat angeboten, mich als naturheilkundlich orientierter Arzt mit zu behandeln - aber jetzt hab ich mitbekommen, dass er Kunststoffzahnfüllungen für brustkrebsauslösend hält und ich unbedingt vor der Chemo noch zu ihm soll. Ich komme zwar selbst aus der alternativmedizinischen Ecke, aber das ist mir irgendwie zu spooky.


Tja, das sind gerade so die Punkte, die mich beschäftigen - sorry für's lange Posting ich genieße jetzt noch ein bißchen die Sonne und gehe um Geocaching, um den Kopf frei zu kriegen

LG, Rua / Sabine
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