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Alt 09.10.2014, 16:12
Paula_ Paula_ ist offline
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Standard AW: Austausch von Usern mit fortgeschrittener Erkrankung

Hallo Ihr Lieben,

ja, mir geht es auch oft so, dass ich um mein verlorenes Leben trauere. Ich trauere um meine naive Unbeschwertheit. Ich wäre so gerne den Schatten der Krankheit los, der nun für immer zu mir gehört, nur mal für Augenblicke alles abladen, das wäre schön! Ich wünschte, ich könnte mich über gute Blut-Ergebnisse freuen und müsste nicht denken, naja, wird auch mal wieder anders werden. Ich wünschte, ich hätte nicht immer irgendeinen Mist. Ich würde so gerne mal wieder das Gefühl haben, eine Krankheit hinter mir zu lassen, sie überwinden zu können und dann frei zu sein. Ich will nicht länger in meiner Sackgasse voranschreiten. Ich habe Angst vor dem Ende, vor den Schmerzen. Und ich würde soooo gerne alt werden. Es wird nicht passieren.

Und doch: Ich liebe auch dieses Leben, mein Leben! Ich liebe es, die bunten Bäume zu sehen, den wunderbar blauen Himmel, ich liebe es zu atmen, Dinge zu berühren, Menschen zu beobachten, in fremde Leben zu blicken, zu lachen.
Ich mache Chemo, arbeite Vollzeit und bin erfolgreich wie selten, ich mache Ausflüge, besuche Konzerte, fahre nächste Woche in Urlaub an meinen Seelenort (erstmals seit der Erkrankung vor drei Jahren, ich bin so glücklich darüber!). Alles ist sehr sehr viel schwieriger und eingeschränkter geworden, aber ich bin so froh und dankbar, das alles noch zu erleben! Manchmal denke ich, ich bin bisweilen glücklicher als ich es früher war. Verrückt, nicht?!

Kennt Ihr dieses Gefühl?

Liebe Grüße,
Paula
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