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Alt 18.10.2014, 08:36
Taglilie Taglilie ist offline
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Standard AW: Unsensible Mitmenschen

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Zitat von Patricia0914 Beitrag anzeigen
Vor ca. 10 Jahren ist eine enge Freundin von mir an Brustkrebs erkrankt. Sie hat mir damals einmal zum Vorwurf gemacht, dass ich für sie nicht dagewesen sei.
Aus diesem Grund habe ich auch eine meiner engsten Freundinnen "aussortiert". Allerdings war ich die Erkrankte.

Zitat:
Zitat von Patricia0914 Beitrag anzeigen
Das hat mich sehr irritiert, weil ich den Eindruck hatte, für sie immer ein offenes Ohr gehabt zu haben. Sie hat sehr ausgiebig und intensiv, aber immer äußerst sachlich, über dieses Thema gesprochen (viel auch telefonisch). Ich konnte ihr allerdings thematisch nicht viel dazu sagen, weil ich mich ehrlich gesagt mit diesem Thema nicht intensiver auseinander setzen wollte.
Wenn es Deiner Freundin ging wie mir, dann hat sie in der Situation niemanden gebraucht, der sich "mit diesem Thema intensiver auseinander setzt", sondern eine Freundin, die da ist, zuhört, sich Zeit nimmt und sie in den Arm nimmt.

Zitat:
Zitat von Patricia0914 Beitrag anzeigen
Dies hatte schlichtweg einfach nur mit meiner schön länger vorherrschenden Angst vor dieser Krankheit zu tun. Dieses sich damit beschäftigen, hatte für mich schon was mit einer Art Akzeptanz zu tun, dass mir das Gleiche passieren kann.
Natürlich hat jeder noch nicht daran erkrankte Mensch Angst vor Krebs, doch befreundet sein, heisst doch, füreinander da sein, auch in schlechten Zeiten. Wenn man die frische Diagnose Brustkrebs bekommt, herrscht Ausnahmezustand, Panik, wie jeder von den tapferen Frauen hier weiß. Und mir hat gegen diese Panik geholfen, dass mir meine Familie und viele liebe Freunde viel Zeit geschenkt haben und mich abgelenkt haben. Sie haben mir so geholfen, mein Leben trotz Chemo und anderer Behandlungen "ganz normal" weiterzuleben.

Zitat:
Zitat von Patricia0914 Beitrag anzeigen
Nun, heute bin ich selbst erkrankt und zumal auch noch in einer schlimmeren Form als meine Freundin damals. Sie hatte "nur" Bestrahlung erhalten und ihre Lymphknoten waren auch nicht befallen.
Oje, Du glaubst also, dass es eine Skala über den Schweregrad des BK gibt und es Dir nun viel schlechter geht als Deiner Freundin damals?
Jede BK Diagnose ist subjektiv furchtbar, vor allem am Anfang. Es gibt Frauen, die auch ohne Lymphknotenbefall sehr bald dran sterben und andere, die trotz grottiger Prognose steinalt werden.

Zitat:
Zitat von Patricia0914 Beitrag anzeigen
Es gibt auch in meinem jetzigen Freundeskreis (meine damalige Freundin gehört aus einem anderen Grund nicht mehr dazu) Freundinnen, die sich mir intensiv zuwenden und welche, die eher Abstand nehmen. Ich glaube heute, dass man das einfach ohne Groll akzeptieren muss. Denn - trotz des medizinisch guten heutigen Standards - hat diese Diagnose und somit Krankheit nicht an Schrecken und Entsetzen verloren. Die einen gehen damit eher fürsorglich um und die anderen "verstecken" sich hinter einer Distanz.
Ich finde sehr gut, dass Du die mangelnde Fürsorge und Distanz gewisser "Freundinnen" verstehen und akzeptieren kannst. Ich selber konnte es nicht. Aber so muss halt jede selber ihren Weg finden, mit dieser Krankheit umzugehen.
Auf alle Fälle wünsche ich Dir alles Gute und hoffe, Du findest immer jemanden, der Dir zuhört und Dich tröstet, wenn Du mit Deiner Angst alleine nicht mehr zurechtkommst.
Taglilie
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