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Alt 25.08.2004, 09:31
Gast
 
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Standard Ist es wirklich richtig - Chemo bei 77-jähriger??

Hallo Gabi,

ich bin selbst Brustkrebspatientin, von daher hier im Forum, aber ich melde mich auf Deinen Beitrag aus einem anderen Blickwinkel.

Meine Mutter erhielt mit 71 die Diagnose Darmtumor mit bereits von Metastasen betroffener Leber.

71 sei noch "kein Alter", das hörten wir auch, obwohl der Onkologe ganz vorsichtig und wirklich menschlich auch anklingen ließ, dass einige seiner Patienten in diesem Alter sagen können, ich habe ein rundes Leben gelebt, ich muss mich nicht mehr klammern und ich will es auch nicht, ich lasse den Dingen ihren Lauf.

Ich wünsche mir rückblickend, meine Mama hätte es so empfinden können und wir sie in dieser Hinsicht unterstützt. Aber wir ließen uns auf den schulmedizinischen Weg ein. Das heißt, zwei Monate nach der OP begann es mit einer, wie es immer so "schön" heißt, leichten Chemo, die nichts brachte, dann einer etwas stärkeren, bis hin zum neuesten Medikament. Einmal in der Mühle, gab es irgendwie kein Entrinnen mehr. Immer der Hinweis, ich habe da noch was, das helfen könnte. KÖNNTE!!!

Bei meiner Mutter bewirkte es sehr bald zunächst leichte, dann massive Nebenwirkungen. Rückblickend sage ich, ohne Chemo wäre es ihr besser gegangen. Sie hatte noch nicht einmal mehr zwei Jahre. Aber gelebt, wirklich gelebt hat sie davon vielleicht noch ein halbes. Den Rest verbrachte sie im Grauen vor der nächsten Chemo, den Nachwirkungen der hinter ihr liegenden, der Übelkeit, der Lustlosigkeit.

Heute würde meine Mama es anders machen. Damals brachte, sie es auch nicht fertig "einfach zu sterben", auch weil mein Papa das überhaupt nicht zulassen konnte. "Du kannst mich doch nicht allein lassen". Aber sie musste es dennoch und auch er denkt heute anders.

Ich würde mir für Deine Mama wünschen, dass sie loslassen kann, so wie ich es mir für mich in einer solchen Lage wünschen würde. Aber, egal wie Ihr empfindet, unterstützt sie auf jedem Fall bei ihrer Wahl.

Alles Gute und liebe Grüße, Billa
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