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Alt 27.08.2004, 18:41
Gast
 
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Standard Ist es wirklich richtig - Chemo bei 77-jähriger??

Liebe Gabi,
ich würde Deiner Mama abraten, aus traurigem Miterleben: Meine Bettnachbarin in der Klinik war auch Mitte 70, allerdings schon seit Monaten in stationärer Behandlung. Der Chefarzt überzeugte sie und ihre Kinder, eine Chemo sei die einzige Chance zur Lebensverlängerung bei Erhalt der Lebensqualität. Den 1. Zyklus hat sie noch einigermaßen vertragen, jedoch unter erheblichen Qualen in den ersten Tagen, und Gebeten, der Herrgott möge sie doch zu sich nehmen. Sie war zudem überzeugt, es ginge ihr so schlecht, weil sie durch die vielen Besucher aus ihrer Gemeinde so geschwächt worden wäre. Nachdem auch der Arzt sie darin bestärkte, lud sie alle Besucher (bis auf ihre Kinder)schlechten Gewissens auf Dauer aus. Auch sehnte sie sich nach halbjährigem Klinikaufenthalt nach Hause. Man riet ihr, den 2. Zyklus abzuwarten. Dann wäre das möglich. In der Nacht nach dieser Chemo ging es ihr dann so schlecht, daß sie auf die Intensivstation verlegt wurde, sonst wäre sie gestorben. Den 3. Zyklus hat sie dennoch nicht mehr erlebt. Kurz nach meiner eigenen Entlassung war sie gestorben. Seitdem weiß ich, wie skrupellos Chefärzte handeln, wenn es um ihre Möglichkeiten geht, immer mehr auf die anschließende Rechnung setzen zu können. Ich war damals äußerst empört über diese Vorgehensweise. Niemand kann je prognostizieren, was wem wie hilft. - Natürlich zählt für Eure Entscheidung allein, was Deine Mama wirklich für sich möchte. Deinen Papa würde ich fragen, ob er im Zweifelsfall seine Frau lieber leiden sehen möchte, oder ob er ihr ein Leben ohne Nebenwirkungen gönnen möchte. Auch ich bin überzeugt, daß die Chemo in dem Alter eher lebensverkürzend wirkt. Ich wünsche Euch viel Kraft, Mut und Glück!
Liebe Grüße
Anna
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