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Alt 21.10.2015, 23:24
Mayana Mayana ist offline
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Standard AW: Paclitaxel,Carboplatin, Bevacizumab

Liebe Moni,

so ähnlich, wie Du es beschreibst, war es bei uns auch. Meine Tochter und ich waren rund um die Uhr da, beobachteten, versuchten uns Hilfe und Gehör zu holen, aber Ernst genommen hat es uns keiner wirklich. Und darauf, was mein Mann möchte oder nicht möchte, wurde erst Recht keine Rücksicht genommen-im Grunde wurde noch nicht einmal danach gefragt.

Man ist im Krankenhaus und wähnt sich aus lauter Naivität zuerst an einem sicheren Ort und merkt recht schnell, dass das keinesfalls so ist.

Es ist gut, dass Du da bist. Und es ist gut, dass Du all die Aufgaben übernehmen kannst, die ansonsten eben keiner wahr nehmen würde.

Ich gehe mit Dir mit-nein, du bist keine Heilige, sondern Du brauchst das genauso, wie Sandra das braucht. Das ging mir genauso. Ich musste im Übrigen auch hin und wieder mal raus, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Zum Glück war meine Tochter aber ja da, die dann bei ihm blieb, und die trotz ihres zarten Alters manchmal echt die besseren Nerven hatte, als ich.

Ich fand es manchmal aber auch schön, diesem Atmen zu lauschen und die Wärme seines Körpers zu spüren und zu wissen: Er ist immer noch da. Und ich denke, dass er wusste, dass auch wir immer noch da waren.

Bei ihm zog sich das Sterben über 10 Tage hin. Einerseits denkt man, das sei eine sehr lange Zeit oder sogar zu lang. Andererseits ist es aber auch Zeit, die man noch zusammen hat und die durchaus auch schön sein kann. Ich bin im Nachhinein froh, dass mein Mann nicht ganz plötzlich gestorben ist, sondern dass wir diese Zeit noch hatten und dass wir um ihn sorgen konnten und dass wir ihn spüren lassen konnten, dass wir alle drei zusammen gehören und dass wir ihn niemals aufgeben.

Liebe Moni, so anstrengend und kräftezehrend es auch ist: Sei froh, dass Sandra Euch diese Zeit noch schenkt.

Ich habe es manchmal fast genossen, dort zu sitzen und zu lesen und diese Ruhe zu spüren und seinen Atem zu hören (er hat bestimmt eine Woche lang gerasselt, was uns aber keine Angst gemacht hat und ihn wohl auch nicht gestört hat. Ich konnte ihn sogar danach fragen, und es machte ihm nichts aus, wie er sagte). Ich hatte nur gleichzeitig so schreckliche Angst vor dem Tod, und deshalb war es halt nicht immer schön, sondern manchmal hatte ich auch einfach nur Panik.

In Gedanken bin ich bei Euch-Du machst das alles ganz wunderbar und es ist wichtig für dich, dass auch Du zwischendurch von Sandras Ruhe angesteckt wirst und spürst: Es ist ok.

Ich wünsche euch eine ruhige Nacht und drücke Dich

Mayana
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