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Alt 14.11.2015, 12:18
Swabs Swabs ist offline
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Standard AW: Verlassen nach dem Horror !

Lieber Vanguard
Dein Eintrag hat mich sehr berührt und es tut mir leid, dass Du für Deinen selbstlosen Einsatz von Deiner Frau keine Anerkennung bekommst!.

Du hast bestimmt nichts falsch gemacht! Deine Frau scheint nicht zu realisieren was Du alles für sie gemacht hast. In ihren Augen hast Du ihr Leben bestimmt und ihr nicht den gewünschten Freiraum gegeben. Leider ist das bei Kranken oft der Fall. Ich bin selbst krebskrank und höre im KH wo ich meine Chemotherapie habe oft Frauen, die sich über ein "zu viel betreuen" durch ihre Partner beklagen. Ich habe das nie so empfunden. Ich bin froh "betüddelt" mich mein Partner. Er kauft ein, kocht, wäscht Geschirr und vieles mehr. Ich bin dafür unendlich dankbar, aber ich bin auch schon etwas älter (51), da sieht man gewisse Dinge mit andern Augen.

Mein Partner hatte vor 10 Jahren einen schweren Motorradunfall. In der ersten Phase wussten wir nicht, ob er je wieder auf eigenen Beinen stehen wird. Es hat sich nach monatelanger REHA fast alles normaliert. Er hat immer noch Nervenschmerzen, aber damit hat er zu leben gelernt. Ich habe damals gelernt, dass es sehr wichtig ist eine neue Situation anzunehmen und lernen damit zu leben. Als Angehöriger ist man ja eher hilflos in gewissen Situationen. Aber es ist auch gut wenn man loslassen kann. Ein Kranker ist nicht unmündig, er will als vollwertig angesehen werden. Einige wollen zeigen, dass sie das Leben selber meistern können, andere nicht. Deine Frau braucht offensichtliche diese Herausforderung dass sie es alleine schaffen kann.

Der Weg zu einer "gesunden" Einstellung bei der Bewältigung/Akzepttanz einer Krankheit ist für jeden unterschiedlich. Für Deine Frau bedeutet das so richtig aus dem vollen schöpfen und alles machen, was sie denkt "verpasst" zu haben. Es ist natürlich sehr bitter für Dich, dass Du nicht Teil von diesem neuen Leben sein kannst. Lass Dich davon aber nicht entmutigen, ich denke es ist sehr wichtig, dass Du Dir sagst "ich habe alles mögliche getan - mehr geht nicht mehr", denn Du hast das gemacht, was Du für richtig empfunden hast. Viele wären froh, wenn sie einen so engagierten Partner hätten. Für Deine Frau war das offensichtlich "zu viel". Schade hat sie Dir das nicht früher sagen können, aber Du solltest deswegen keine Schuldgefühle empfinden.

Ich kann Dir keinen Rat geben, wie Du die jetzige Situation bewältigen kannst. Ich denke professionelle Hilfe wäre sicherlich ein guter Anfang. Es ist wichtig für Deine Tochter zu spüren, dass Du ein zuverlässiger "Partner" bist und sie bei Dir immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen hat. Sie fühlt sich im Moment vielleicht ganz ähnlich "betrogen". Du hast hier eine ganz wichtige Aufgabe - Deiner Tochter zu zeigen wie wichtig sie in Deinem Leben ist und dass sie keinesfalls eine Last ist.

Ich hoffe Ihr könnt trotz der "aussichtslosen" Lage eine gute Lösung für beide Seiten finden.
Liebe Grüsse Swabs
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