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Alt 27.11.2015, 17:52
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Gärtner Gärtner ist offline
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Registriert seit: 23.02.2006
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Standard AW: Das Rennen läuft

Hallo, Martin!

Ich bin der gleiche Reinkarnationsjahrgang wie Ulla.
Meine Diagnose war vor 10 Jahren ähnlich Deiner. Ich hatte keine Chemo, sondern nur die OP. Ich wollte auch alles wissen und die Prognose, die sich bei mir "eingebrannt" hatte, war 10-12 %. Ich finde, man sollte das wissen, denn man sollte sich doch (und auch die Familie) auf das Shlimmste einstellen und offen damit umgehen dürfen. Schließlich wissen es doch alle, aber darf ja, um Gottes willen, nicht darüber sprechen. Das führt letztlich zu Heuchelei und jeder bleibt mit seinen Sorgen allein, weil man sich ja nicht aussprechen darf. Mir sind solche Ratschläge, wie "Du schaffst das schon" und "Statistiken bereffen Dich nicht" mächtig auf die Nerve gegangen. Das ist nämlich eine Missachtung meiner(Deiner) Sorgen und Probleme, nach dem Motto: Du bist selber Schuld, wenn es dir schlecht geht. Think positive! Und kämpfe! Wenn Du das nicht machst, bis du selber schuld. Letztlich will man sich nicht mit fremdem Leid auseinandersetzen und schiebt es deshalb weg, d.h., lädt es dem Anderen auf, sein Kreuz alleine zu tragen. Nein, nein, wenn man schwerkrank ist, hat man das Recht, es zu benennen und seine Probleme zu teilen und anerkannt zu bekommen.
Das ist jedenfalls meine Sicht. Jeder hat seine eigene. Ich mache auch niemendem Vorschriften, gebe meine Meinung aber zu bedenken.
Nein, man will nicht sterben, aber ja, man kann sterben. Wenn man das weiß, geht man auch mit der Zeit, die einem vielleicht noch bleibt, ganz anders um, kann sie nutzen, sich noch etwas Gutes tun. Man kann dann dankbar sein für das Leben, das man hatte und für die Zeit, die einem noch geschenkt wurde.
Alles Gute, Martin! Auf dass Du in 10 Jahren hier auch berichten kannst!
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Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres. (Einstein)