Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 08.11.2016, 14:24
Benutzerbild von Martina2015
Martina2015 Martina2015 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.10.2015
Ort: Köln (Nähe)
Beiträge: 266
Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Hallo Dream,

zunächst einmal willkommen hier, auch wenn der Anlaß unschön ist.

Du und Deine Mutter sind noch völlig im Diagnoseschock, ich weiß ja, wie das ist. Es dauert seine Zeit, bis man sich mit dem Gedanken abgefunden hat, dass das Leben des nächsten Angehörigen bedroht ist, dass er sterben kann.

Ich habe Deine Schilderungen mit ungutem Gefühl gelesen und so verstanden, dass die 81-jährige, geschwächte Mutter sich nicht selbstbestimmt gegen Chemo + co. entscheiden darf, weil Du sie noch brauchst.

Ich bin keine Ärztin, also kann ich nur aus Erfahrung schreiben:
Eine Chemotherapie beeinträchtigt den ganzen Körper, auch gesunde Zellen werden vernichtet. Je nach Alter und Gesundheitszustand kann die Chemo nur in reduzierter Form gegeben werden, was deren Wirkung schwächt. Eine Chemo ist kein Zuckerschlecken. Die 2. Chemo haben wir nach der 2. Gabe abgebrochen, weil mein Mann an den Nebenwirkungen wahrscheinlich gestorben wäre. Mein vorher vor Gesundheit strotzender Ehemann hat darunter 12 kg abgenommen, sein Gefühl in Händen und Füßen verloren, immer noch nur wenige Haare auf dem Kopf, aber - er hat überlebt und das jetzt schon über ein Jahr ohne Tumornachweis. Bei ihm war die Entscheidung klar, er war 60 Jahre alt und hatte noch einiges vor.

Wie aber sieht das aus, wenn man über 80 ist und zusätzlich geschwächt ?

Meine Eltern sind auch um die 80 und ich will sie auch nicht verlieren. Aber im Falle Deiner Mutter würde ich sie nicht zu einer Behandlung drängen, die ihre Lebensqualität verringert und die restliche Lebenserwartung bei ungünstigen Umständen noch verkürzt. Ich würde an Deiner Stelle jeden einzelnen Tag mit ihr genießen und offen miteinander sprechen. Ein Kompromiß wäre gut, mit dem ihr beide gut leben könnt, z.B. bestmögliche Unterstützung, eine erhaltende milde Chemo (Monotherapie) wenn nötig, es gibt einige Möglichkeiten, die den geschwächten älteren Körper nicht so belasten. Aber vergiß nicht, dass jede Fahrt zur Behandlung aus dem Alltag herausreißt, dass die Psyche auch leidet. Vielleicht will Deine Mutter einfach nicht dauernd daran erinnert werden und dauernd darüber reden. Du kennst sie ja am besten und kannst das einschätzen.

Alles Liebe für Deine Mutter und Dich
Martina
__________________
mein Mann - Kleinzelliges Bronchialkarzinom T4NXM0 ED 01/2015
unsere Geschichte