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Alt 22.12.2016, 19:43
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Ich bin so unendlich traurig und kann nicht aufhören zu weinen

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Zitat von Safra Beitrag anzeigen
Hallo an alle,

Ganz so rigoros kann ich es nicht sehen. Ich glaube schon, dass man diese Dinge im Kreis der Familie vernünftig besprechen kann und auch sollte, wenn es Veränderung auch für die anderen bedeutet.
sehe ich auch so, und vor allem gibt es in der konkreten Alltagssituation selten ein Ganz-oder-gar-nicht, Entweder-Oder, Alles-oder-nichts. Ist dann eher ein Mischmasch und oftmals kollidieren auch mal die Interessenlagen und es wird Selbstlosigkeit bzw Beschützen anderer vorgegeben, wo es sich in Wirklichkeit eher um Eigeninteresse handelt (ist ja auch legitim, jeder ist zuerst mal für sich selbst verantwortlich und muss sich auch behaupten können im Leben).

Ich entscheide selbst, was mich etwas angeht; ob der andere das dann genauso sieht, ist natürlich eine andere Frage.
Interessiert mich etwas, weil ich diese oder jene Signale empfange, frage ich nach. Natürlich auch bei Freunden. Warum auch nicht.
Trifft die Person dann die Entscheidung, keine Infos, dann muss sie halt auch mit den entsprechenden Reaktionen bzw Konsequenzen leben.
Macht ein Kranker alles mit sich selbst aus und gibt keine Infos an andere, muss er eben auch damit leben, dass andere nicht hellsehen können und ihn anders behandeln als wüssten sie, was im Kranken vorgeht oder auch wie es um ihn steht.
Ich erhalte zB nur bruchstückhaft Informationen, ganz willkürlich offenbar, mal mehr mal weniger, mal dies und mal das, mal eher umfassend, dann wieder nur Andeutungen und da mir das überhaupt nicht gut tut und ich dann anfange, aus Andeutungen die schlimmsten Szenarien zu basteln, hab ich für mich beschlossen, bin ich aus der konkreten Krankengeschichte bis auf weiteres ganz raus. Ich frage nicht nach und bei Andeutungen (mit denen keiner was anfangen kann, die nur verunsichern) höre ich zu, gehe aber nicht darauf ein.
Bei einer brustkrebskranken sehr guten Freundin läuft das völlig anders. Wir gehen sehr offen damit um, sie möchte das so, ich finde das unwahrscheinlich gut, weil es vieles sehr viel einfacher macht im Umgang miteinander und auch mit speziellen Situationen, die sich aus der Erkrankung immer mal wieder ergeben. Das passt zu ihrer Mentalität und zu meiner, ich bin eher für offene, klare Ansagen und kann mit Wissen sehr viel besser umgehen als mit Nichtwissen oder Sichzusammenreimenmüssen. Das ist individuell einfach sehr unterschiedlich und ich reagiere auch entsprechend unterschiedlich.

Mairegen, direkt an dich gerichtet: Ich glaube, ich kannn sehr gut verstehen, wie es dir geht in Bezug auf eure Vorgeschichte und Vergangenheit.
Je nachdem, wie schlimm für einen selbst vergangene Konflikte und Verletzungen sind (da zählen nur die eigenen Empfindungen, nicht was andere oder die Gesellschaft darüber denken), kann man nicht einfach einen Schalter umlegen und verletzte Gefühle, vergangene nie aufgearbeitete Konflikte etc in Friede-Freude-Eierkuchen-heile-Famlienwelt umwandeln. Ich kann und will das jedenfalls nicht.

Ist meinem Eindruck nach aber auch eine Generationsfrage. Meine Generation (ich würde dich auch dazu zählen ) akzeptiert Eltern und Ältere nicht mehr grundsätzlich als Autorität, weil sie eben einfach älter/in ihrer Familienposition sind, sondern Respekt und Achtung müssen sich auch Eltern erst einmal verdienen. Tun sie das nicht, wird das kritisch hinterfragt und ggfl. auch Kontakt eingeschränkt oder sogar abgebrochen. Fast undenkbar für die Generation meiner Großeltern.... da wird ganz viel geschluckt und hingenommen statt mal Klartext zu reden. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Traue deiner Wahrnehmung und deinen Empfindungen, es geht ja schließlich auch um dich und dein Leben. Zwar auf der anderen Seite, dennoch bist du als Angehöriger direkt involviert. Also hast du sehr wohl auch ein Mitsprache- und Mitentscheiderecht.
nicht was den Weg des Erkrankten angeht und seine Entscheidungen in Bezug auf die Krankheit, aber sehr wohl was den Umgang damit angeht. Das ist Familiensache, ob man will oder nicht.
Am schönsten wäre es natürlich, wenn über alles offen gesprochen werden könnte, auch darüber, worüber man aus welchen Gründen auch immer nicht sprechen möchte. Damit lässt sich ganz anders umgehen als mit unerklärten Verhaltensweisen wie zB der OP.
Habe genau so etwas auch schon mehrfach erlebt und weiß, wie du dich da fühlst. Teilweise hab ich sogar erst Wochen später von Krankenhausaufenthalten oder überhaupt Diagnosen erfahren. Ich hab meinen Umgang damit gefunden, hab aber auch therapeutische Hilfe. Bin zwar dort aus anderen, mich betreffenden Gründen, allerdings fließen Familienangelegenheiten ja ohnehin immer mit ein und so ist das für mich auch immer eine gute Entscheidungshilfe und oft auch Rückversicherung, dass mit meinen Emotionen und Wahrnehmungen alles stimmt. Wenn in der Vergangenheit einiges schief lief in der Familie und speziell auch in der Elternrolle, dann ist so eine außenstehende Sichtweise extrem hilfreich. Man ist auch als Erwachsener oft noch in seinen uralten (familiären) Mustern drin und merkt oft gar nicht, was da alles schief läuft. Oder man merkt zwar, das ist destruktiv und verletzend, kennt es aber nur so und traut somit seiner Wahrnehmung nicht so recht ("warum stelle ich mich auch so an..." etc).

Mach das so, wie du es für richtig hältst, und wenn du ein ganz schlechtes Gefühl hast, dann darfst du das ruhig auch ernstnehmen. Du bist genauso wichtig wie andere (auch Kranke).

Geändert von p53 (22.12.2016 um 19:46 Uhr)
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