Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 11.02.2017, 00:05
Sammy84 Sammy84 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.02.2017
Beiträge: 14
Standard Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Hallo,

ich würde mich freuen, mal von anderen Angehörigen zu hören, wie Ihr mit der Diagnose zurecht kommt.

In den ersten Tagen war ich so schockiert und irgendwie im totalen trauermodus. Als wäre mein Vater schon tot. Ich konnte nichts einkaufen was er mochte, ich konnte nichts im tv gucken was er immer guckte usw.
es war einfach furchtbar.

dann merkte ich, dass ich meine Mutter damit zusätzlich belaste. Weil sie noch nicht wahrhaben wollte, dass er unheilbar krank ist und ich bereits dabei war, es zu betrauern. also riss ich mich zusammen und konzentrierte mich darauf, dass mein Vater ja noch da ist.

Es ist wie eine zerreißprobe. ich will die Zeit mit ihm genießen, andererseits fürchte ich mich, dieses Gefühl ihn zu verlieren wieder zu vergessen und dann wieder völlig unvorbereitet dazustehen, wenn er uns wirklich verlässt. ich muss regelrecht aufpassen, was ich sage, schließlich will ich ihm ja auch nicht den Mut nehmen und manchmal rutschen mir dann so endgültige kommentare raus. er hat bisher eigentlich ganz normal darauf reagiert, aber ich dachte mir hinterher jedes mal, "was hast du da denn gesagt..."

er hat selbst sicher genug angst davor wie es weiter geht und ich versuche mich seiner stimmung anzupassen. je nachdem, was er gerade verkraften kann oder braucht. das geht jetzt eigentlich ganz gut, momentan geht es ihm ja auch etwas besser.

am 26. Februar hat er Geburtstag und eigentlich habe ich mit meiner familie abgesprochen, dass wir uns in diesem jahr nichts schenken, weil ich finanziell nicht gut da stehe und es mir nicht leisten kann. wenn ich aber daran denke, dass es vielleicht sein letzter geburtstag sein wird, dann finde ich es furchtbar ihm nichts zu schenken. und wenn ich ihm etwas schenke, dann hat er vielleicht das gefühl, dass ich schon aufgegeben habe, weil ich plötzlich die pläne geändert habe.

es ist alles irgendwie käse. ich lebe nur tag für tage. keine pläne für irgendwann oder irgendwas. es stört mich nicht einmal großartig, auch die arbeit erscheint mir nicht mehr so nervig wie sonst immer. das alles ist jetzt einfach irgendwie nicht wichtig. aber eigentlich bin ich gar nicht der typ mensch, der keine pläne macht. ich denke immer viel nach, in unzähligen wegen, ewig lang. momentan aber gar nicht.

und ich bin so furchtbar müde zur zeit. ich brauche viel mehr schlaf als sonst. essen wollte ich am anfang gar nicht. hab ich dann zwangsweise gemacht, weil man ja muss. mittlerweile lebe ich wieder total ungesund. vorher wollte ich eigentlich endlich mal abnehmen bzw. meine ernährung auf gesündere weise umstellen. das gelingt mir jetzt fast gar nicht mehr. ich versuche wieder anzuknüpfen, aber die zeit für solche dinge erscheint mir jetzt noch knapper als vor der diagnose.

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand von seinen erfahrungen berichten mag. ich bin besonders verunsichert, weil ich schon so "vortrauere" oder vorgetrauert hab. ist das "normal", bei solch einer diagnose? belastet man sich damit mehr als schon unbedingt nötig ist oder gehört es dazu, wenn man die diagnose zu akzeptieren beginnt? Wenn ja, wie konnte ich sie denn von anfang an akzeptieren, während meine mutter und mein bruder es zB nicht konnten?
mir ist klar, dass jeder anders damit umgeht, deshalb frage ich nach euren persönlichen erfahrungen.
Mit Zitat antworten