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Alt 11.02.2017, 19:23
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der Diagnose um?

Hallo Sammy,

deine Gedanken, die du hast, sind durchaus normal. Ich war auch in Schockstarre, als ich hörte, dass mein Schwager die Diagnose Lungenkrebs
bekam. Was ich wirklich schlimm fand, dass diese Diagnose nicht richtig kommuniziert wurde. Wenn meine Mutter uns das nicht erzählt hätte, wäre das wohl völlig untergegangen. Richtig erzählt hatte es dann mein Schwager. Meine Schwester informierte mich darüber überhaupt nicht. Sie wollte es wohl auch nicht. Was von ihr kam waren nur noch heftige Vorwürfe, dass ich mich nicht um unsere Mutter nicht genügend kümmere (besuche übrigens meine Mutter für ein paar Stunden 1x die Woche im Pflegeheim), ich mir gefälligst mehr Zeit zu nehmen nachmittags habe (ich arbeite bis nachmittags und kümmere mein mehrfachbehindertes Kind, Therapiebesuche, mein Mann
hilft mir sehr und wir sind immer völlig fertig). Und zu den Therapien sollen andere
Leute mit unserem Kind gehen (geht natürlich nicht, Anwesentheitspflicht der
Erziehungsberechtigten). Das war das Einzigste, was von ihr kam. Das ich,
soweit es mir zeitlich möglich war, meinen Schwager besucht einigermaßen
regelmäßig besuchte, interessierte sie nicht. Mein Schwager meinte nur, er mische sich nicht in die Angelegenheiten meiner Schwester ein. Das soll sie mit mir regeln

Ich hatte dann erstmal von diesen Teil meiner Familie Abstand genommen, weil es nichts direkt mit der Krebsdiagnose zu tun hatte. Ich war in den geplanten Urlaub gefahren, weil mein Mann und ich unsere Kräfte auftanken mussten, um für unser Kind dazu sein.

Mein Schwager starb letztes Jahr im Sommer. Wir wurden von der Beerdigung
ausgeschlossen wegen den ganzen Vorwürfen von meiner Schwester. Es war
anscheinend nicht erwünscht, dass wir uns um unser Kind kümmern und uns deswegen auch Auszeiten nahmen. Das wir auch noch ein eignes Leben haben, wurde uns wohl übel genommen. Was in meine Schwester gefahren war, weiß ich bis heute nicht. Kaum war die Krebsdiagnose bekannt, lernte ich eine ganz andere Seite von ihr kennen. Das war wirklich Krebserkrankung
versus Pflege bzw. Betreuung behinderten Kindes. Sie hatte eine klargemacht, dass man seine eigenen Bedürfnisse noch weiter nach hintenzustellen hat. Sowas machen wir nicht, bewegen uns eh immer am Rande des Limits. Es ist alles nur noch krass geworden.

Was ich wichtig finde, Sammy, das offen über die Diagnose gesprochen wird.
Jeder geht ja auch anders damit um. Ob jede Einzelheit wichtig ist, weiß ich
nicht. Mir haben Gespräche mit Freunden sehr geholfen. Und auch mit dem Rest meiner Familie.

LG Jedimeisterin
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