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Alt 03.11.2004, 11:49
Gast
 
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Standard Bin so verzweifelt

Liebe Gela und all die anderen, denen es so geht wie uns........
Als erstes mein aufrichtiges Beileid an euch. Ich habe am 27.5.04 hier ins Forum geschrieben, schon 5 Monate her...
Mein Vater ist am 1.8.04 um 2.55 Uhr gestorben, ich war bei ihm und konnte zwar mitbekommen, dass er nicht mehr leiden musste, aber trotzdem war es fürchterlich. Meine Mutter war die letzten 4 Wochen Tag und Nacht bei ihm, ich habe auch einige Nächte bei ihm im Krankenhaus verbracht, so war er nie allein. Wir haben noch so viel reden können, er sagte immer "fragt mich jetzt, jetzt bin ich noch da", aber die wichtigen Fragen kommen immer erst Wochen später....
Eigentlich wollte mein Vater zu Hause sterben, aber im Krankenhaus, es sollte erst nur Wasser aus dem Bauchraum punktiert werden, hat er auf den Rat seiner Ärztin gehört und eingesehen, dass wir die kommende schlimme Zeit zu Hause nicht bewältigen können. Er ist in eine Klinik für palliative Medizin in FFM verlegt worden. Es war auch wirklich richtig, wir hätten es nicht geschafft, er ist im Grunde genommen 4 Wochen lang gestorben, man kann fast sagen verr....., aber das hört sich so schrecklich an. In der Klinik wurde alles für ihn getan, er hatte ein Einzelzimmer und meine Mutter ein Gästebett. Alles war schön eingerichtet, er wurde mit allem versorgt. 4 Wochen, davon 1 1/2 im Krankenhaus, dann 2 1/2 im "Hospitz" hatte er einen Morphiumperfusor, zum Schluss noch Dormicum und verschiedene andere Mittel. Es war furchtbar, er war bis zum letzten Tag bei vollem Bewusstsein und wollte doch nur sterben. Er hat mich oft angefleht, ihn zu erlösen.... ich konnte es kaum ertragen. Der dicke Bauch, den auch dein Vater gehabt hat, liebe Gela, dass ist oft zum Schluss das Zeichen, dass es evtl. nur noch ein paar Wochen geht, diese Zeit ist so wichtig dem geliebten Menschen beizustehen, alles andere muss in den Hintergrund rücken. Deshalb bin ich auch froh, dass ich die 9 Monate, die mein Vater krank war immer für ihn da war. Oft war es schwierig, Familie (Kinder und Ehemann) unter einen Hut zu bringen, aber es war machbar. Die Zeit, die nach dem 1.8. kam, war ebenso schwer. Meine Mutter leidet fürchterlich, nach 51 Ehejahren plötzlich allein zu sein ist ja auch die Hölle. Ich versuche sie zwar oft aufzuheitern, aber für meine Trauer ist so wenig Platz, ich heule auch jeden Tag, er fehlt mir ebenso sehr wie ihr und jetzt kommen oft viele Fragen...... aber er ist nicht mehr da. Die nächsten 2 Monate werden für euch alle bestimmt auch schwer werden - die Weihnachtszeit steht vor der Tür. Bis vielleicht demnächst, wünsche ich allen viel Kraft und hoffentlich Halt in der Familie und im Freundeskreis, der ist nämlich auch sehr wichtig.

Seid lieb gegrüßt
Yvonne
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