Thema: Klatskin
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Alt 20.11.2004, 14:39
Gast
 
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Standard Klatskin

Hallo Thomas und Hanna,

im März dieses Jahres hinterließ ich den ersten Beitrag in diesem Forum, damals wurde bei meiner Mama Klatskin diagnostiziert. Seither habe ich immer wieder die Einträge gelesen. Meiner Mama ist damals ein Stent gesetzt worden und im August noch einmal. Am Dienstag, den 16.11.2004 ist sie gestorben. Wir haben uns bereits im März 2004 intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt. Meine Mama hat Chemotherapie und Operation verweigert. Es wäre auch in dem Stadium, in dem es entdeckt wurde, sinnlos gewesen, sagten uns die Ärzte. Wir haben genau das getan, von dem damals Lucy geschrieben hat: Jeden Tag als ein Geschenk sehen. Du hast ja so recht, Thomas: Dem Tag mehr Leben geben, wenn es nicht möglich ist, dem Leben mehr Tage zu geben. Als sie im März mit dem Stent aus der Klinik entlassen wurde, haben meine Schwester und ich erstmal 14 Tage Urlaub mit meiner Mama gemacht. Wir haben viel gelacht und es genossen, zusammen zu sein. Warum hat man das nur nicht früher öfter gemacht? Bei jeder sich bietenden Gelegenheit haben wir sie anschliessend besucht, sind Eis essen gegangen oder haben einfach nur mit ihr gespielt und erzählt und gelacht. Dann kam die Zeit im August, der Stent war zu und er mußte ersetzt werden. Als sie aus dem Krankenhaus kam, haben wir mit ihr über den Tod gesprochen, ihre Ängste wahrgenommen und lange und viel darüber geredet. Sie wünschte dann, daß sie ein Bestattungs-Testament machen will und hat alles für ihr Ableben selbst geregelt. Das hat sie irgendwie beruhigt. Für mich war dieser Tag, an dem der Bestattungsunternehmer da war, ein entsetzlicher Tag. Mir wurde so bewußt, daß es kein zurück gibt. Doch auch danach gab es schöne Tage und man lebte so ganz bewußt. Jeden Morgen und jeden Abend riefen meine Schwestern und ich sie an und bei jeder Gelegenheit bekam sie von all ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln Besuch. Mit Anbruch des November begann die schwerste Zeit. Sie war ein Pflegefall und wir taten für sie was wir konnten. Wir sorgten dafür, daß sie zu Hause bleiben konnte und organisierten eine Rundum-Pflege. In den letzten Tagen waren meine Schwester und ich rund um die Uhr bei ihr und hielten bis zum letzten Atemzug ihre Hand. Wir beteten mit ihr und dankten ihr noch einmal für alles, was sie für uns getan hat. Wir sind so stolz auf sie. Ich war froh, daß der Arzt uns im März so schonungslos die Wahrheit gesagt hatte. Wir hatten lange Zeit Gelegenheit, Abschied zu nehmen und dies auch ganz bewußt wahrgenommen. Meine Mama wurde 78 Jahre alt.

Euch allen....wünsche ich alles Gute, Mut, Kraft und Glauben.

Besonders Mimi!

Conni
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