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Alt 03.12.2004, 00:15
Gast
 
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Standard Behandlungsfehler?

Lieber Claudius,

ich kann deiner Mama nur gratulieren: sie hat wirklich fabelhafte Jungs. :-)
Es ist sehr tragisch, welch schneller Verlauf die Erkrankung genommen hat; das ist ja oft dieses tückische...

Also, lieber Claudius, du bist ja ein schlaues Kerlchen und da wirst du bestimmt wissen, dass es absolut schwierig werden wird, trotz Anwalt...

Leider müssen in Deutschland ja noch immer die Patienten (oder die Angehörigen) beweisen, dass der Arzt einen Fehler begangen hat...dann werden Gutachter beauftragt...eventuell dann wieder ein Gegengutachten erstellt... das alles kann einen an den Rand des Wahnsinns bringen, wenn man keine guten Nerven hat.

Nun, ich möchte dir einfach mal meine EIGENE Meinung zu dem Krankheitsverlauf deiner Mama schreiben.

Zuerst einmal: die nicht vorhandene Op-Indikation der Gebärmutter ist erst einmal zweitrangig, da sie auch ohne diese Op an Brustkrebs erkrankt wäre.
Durch die Unterschrift deiner Mama zur Op kannte sie auch die Risiken und Nebenwirkungen.
Selbst wenn diese Unterleibsoperation unnötig war, so ist das kein Verschulden des Arztes, denn er hat nach seiner Überzeugung dazu geraten (achte mal darauf in Zukunft, wie oft ein Arzt bei unklaren Diagnosen sagt: "Für mich" ist das (nicht) notwendig...damit ist er fein aus dem Schneider :-( )

Nun zur Brustkrebs-Erkrankung...
Du schreibst, es sei etwa einen Monat nach dem Frauenarztbesuch (wobei ich absolut nicht verstehen kann, warum deine Mama nach dem Desaster vorher überhaupt diesen noch aufgesucht hat) ein faustgroßer Brusttumor gefunden worden.

Ein Monat also, der nutzlos vergangen ist, ohne Behandlung...

Lieber Claudius, bei Brustkrebs ist dieser eine Monat völlig irrelevant, glaub mir!
Um dem Frauenarzt einen Behandlungsfehler nachzuweisen, müssten es viele Monate sein, in denen sich der Brustkrebs ausbreiten konnte. Und dann muss immer noch ein Gutachter gefunden werden, der bestätigen kann, dass diese Monate überlebenswichtig gewesen sind.

Wirklich schwierig das Alles; bei allem Verständnis, was ich für dich habe!

Ein einziger Monat wird für einen positiven Klageausgang nicht reichen, garantiert nicht!

Ich sehe es eher so: als die Diagnose Brustkrebs feststand, war die Erkrankung bereits im fortgeschrittenem Stadium, auch wenn die Ärzte im Klinikum sie als "geheilt" angesehen haben.

Ein faustdicker Tumor hat zig Billionen Krebszellen in sich und eine einzige genügt, um Metastasen zu bilden.

Ich sehe die Erkrankung im Übrigen als sehr sehr aggressiv an. Das erkenne ich daran, dass bereits nach sehr kurzer Zeit die Knochen und die Lunge befallen waren.

Ein eindeutiger Beweis!

Kein Verständnis habe ich für die Ärzte im Krankenhaus; die hätten auf Grund des histologischen Befundes des Tumorgewebes die Gefährlichkeit erkennen und dementsprechend auch handeln müssen; ich denke an an ein PET-CT oder zumindest ein MRT.

Bei diesen Untersuchungen werden auch allerkleinste Metas gefunden und ich garantiere dir: da wäre bereits etwas zu sehen gewesen!

Nun, es stellt sich die Frage, ob dadurch deiner Mama noch geholfen hätte werden können und außerdem stellt sich mir die Frage, ob deine Mama nicht mehr gewusst hat und einfach euch gegenüber nichts gesagt hat.
Sie wollte euch doch nicht beunruhigen, oder?

Bekannt ist, dass einige aggressive Tumorzellen regelrecht explodieren, wenn der Primärtumor nicht mehr da ist.
Kommt selten vor, kommt aber vor...

Ich vermute einfach mal, dass der mehr als rasante Krankheitsverlauf bei deiner Mama darauf schließen lassen könnte.

Lieber Claudius, noch einmal: es tut mir aufrichtig leid, dass ihr nun ohne eure tolle Mama da steht und diesen schlimmen Verlust verarbeiten müsst!

In Sachen Behandlungsfehler sehe ich aber überhaupt keine Chance, dagegen anzugehen.
Die Fakten sprechen eindeutig dagegen (für mich).

Ich hätte dir lieber etwas Anderes geschrieben, bitte verstehe meine Worte nicht falsch!

Im Übrigen sollte ein guter Anwalt genau prüfen können, ob eine Klage Aussicht auf Erfolg hat oder nicht...und dementsprechend auch den Mandanten aufklären.
Tut er das nicht, ist das zwar moralisch verwerflich, aber nicht verboten. Geld verdienen wollen sie alle...

Sorry für die harten Worte, sie sind leider aber nicht von der Hand zu weisen.

So lieber Claudius, das ist meine Meinung zu deinem Beitrag.

Ich wünsche euch allen zu Hause alles Liebe!

Norma
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