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Alt 06.09.2002, 10:34
Gast
 
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Standard Partnerschaft / Sexualität

Hallo Brigitte,
(habe mich schon öfter gefragt, warum Du Dir manchmal den Beititel "krasse" Brigitte gibst - gerade ist es mir ein bißchen deutlich geworden. Das, was Du hier ausgelöst hast, ist schon echt ein bißchen krass. Hättest Du Dich gleich geoutet bzw. "einschätzbar" gemacht, wäre wohl dieser ganze Wirbel hier nicht entstanden. Aber gut, dadurch ist hier inzwischen eine Kommunikation über die Kommunikation und über die Form des Umgangs miteinander entstanden, die ja vielleicht noch zu was Gutem führt.
Von Anfang an (Eure Anfrage ist von Mai) ist deutlich geworden, daß nur wenige Äußerungen zum Thema direkt gekommen sind, ein wirklicher Erfahrungsaustausch bisher nicht stattgefunden hat.
Das Thema Krebs selbst ist ja noch nicht mal wirklich aus der Tabuzone herausgekommen, sogar noch hier im anonymen Internetforum. Sich darüber auszutauschen ist für viele Betroffene sehr schwierig, wie schwierig ist es dann erst, dem mit dem Thema Sexualität noch einen drauf zu setzen. Um so wichtiger ist es, einen geschützten Rahmen dafür zu haben. Für mich hat in meiner schwierigsten (d.h. angstvollsten)Phase fast nur die Krebsselbsthilfegruppe, bzw. Betroffene, die sich meine Probleme anhören und sie aushalten konnten, diesen geschützten Raum geboten. Andere Personen, standen sie mir auch noch so nahe, hatten selbst oft viel zu viel Angst vor meinen Gedanken und meinen Ängsten und haben mir zwar gutgemeinte Tips, Ratschläge und Anregungen gegeben, aber eben aus der Situation der Nicht-Betroffenen (für mich damals auch Nichts-von Krebsängsten-Fühlenden, Nichts-von-Krebs-Wissenden) und ich fühlte mich manches Mal einfach nicht verstanden. Ich war hochsensibel, vielleicht kennst Du das ja auch noch aus Deiner ersten Zeit, und habe genau hingefühlt, ob jemand mein Gesagtes aushalten konnte oder gleich abgeblockt hat. Manche konnte nicht mal meine Gegenwart aushalten, aus Angst nicht zu wissen, wie sie mit mir umgehen soll. Den größten Schutz haben mir in der Zeit fast ausschließlich andere Betroffenen gegeben. Hätte in dieser Zeit jemand Nichtbetroffenes versucht problematische Themen anzuregen, hätte ich nur wenig Gefühl von Mitgefühl oder wirklichem Verstandenwerden gehabt. Bei der Anfrage einer Betroffenen mit der Bitte eines Austausches über ein Problem, das wir beide kennen, aus dem heraus ich mich ihr verbunden fühle,war das etwa anderes.
Inzwischen kann ich damit anders umgehen, kann auch Nichtbetroffenen Rede und Antwort stehen, bin sogar sehr für die Förderung solchen Austausches, um das Thema Krebs weiter zu enttabuisieren. Aber der Wunsch nach Klarheit und der Intention meines Gegenübers ist geblieben.
Du wärst für mich klarer, wenn Du von Deinem Anteil an diesem Thema berichten und nicht immer wieder Christoph zitierten würdest, der ja dieses oder jenes meint. Teile doch `Deine` Meinung und `Deine` Gefühle und auch mal Deine Bedürfnisse zum Thema Sexualität mit, oder hast Du diesbzgl. keine eigene. Laß´ Christoph für sich selbst sprechen. Vielleicht hat er ja den Mut mal mitzuteilen, wie es ihm mit dem Gedanken ginge, mit einer krebsbetroffenen Frau eine Beziehung anzufangen.
Gruß von Robie
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