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Alt 03.03.2005, 22:10
Gast
 
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Standard Inflammatorisches Mamma Carzinom

Liebe Ebetta,

es stimmt zwar, dass differentialdiagnostisch bei verdächtigen Entzündungszeichen an der Brust, an die Möglichkeit einer ‚gewöhnlichen‘ Entzündung (Mastitis nonpuerperalis) zu denken ist. Es stimmt auch, dass eine genügend lange, aber erfolglos gebliebene Behandlung mit Antibiotika für das Vorliegen eines inflammatorischen Mammakarzinoms spricht. Es mag auch sein, dass in der Praxis die Diagnose hin und wieder so gestellt wird. (Eine Patientin wird über längere Zeit gegen die vermeintliche Mastitis und weil man einfach nicht an die Möglichkeit eines entzündlichen BKs gedacht hat, mit Antibiotika behandelt und kommt dann ins Mammazentrum, weil die Entzündung nicht weggehen will und sich vielleicht eher verschlimmert hat. Den Spezialisten ist dann sofort klar, dass es sich in diesem Falle um ein inflamm. Mm-Ca. handeln muss.)

ABER: gegen dieses Ausschlussverfahren als bewusst einzusetzendes Diagnoseinstrument spricht der Zeitverlust, der damit verbunden ist (es dauert eben seine Zeit, bis man sagen kann, ob ein Antibiotikum anschlägt oder nicht). Und gerade der Zeitfaktor spielt beim inflamm.Ca., das (wie du an anderem Ort schon gesagt hast) in aller Regel mit einer Lymphangiosis carcinomatosa einhergeht, wie bei keinem anderen Krebstyp eine ganz entscheidende Rolle.

‚Lymphangiosis carcinomatosa‘ bedeutet, dass Krebszellen in die Lymphbahnen der Brust (Haut) übergetreten sind (was die vermeintliche Entzündung verursacht), sich also ungehindert und ohne Filterung durch Lymphknoten im ganzen Körper ausbreiten können. Es gilt nun, diese ‚Invasion‘ unverzüglich zu stoppen, und das geschieht nach heutigem Wissensstand am besten durch die sofortige Gabe einer (so genannten neoadjuvanten, also VOR der OP) Polychemotherapie. Jeder Tag, der durch eine nutzlose Antibiotikatherapie vertan wird, begünstigt die Ausbreitung der Krebszellen im ganzen Körper.

Nach meinem Kenntnisstand erfolg in den spezialisierten BK-Zentren/Unikliniken die Mammadiagnostik wie folgt:
1. Verdachtsdianose aufgrund klinischer Zeichen (Rötung, Schwellung, Orangenhaut usf.)
2. Mammographie (ergibt punkto IBC meist keine klare Antwort, aber ist wegen Mikrokalk u.a. für den Arzt nicht unwichtig)
3. Sonographie (meist auch nicht eindeutig, aber für die spätere Verlaufkontrolle nützlich)
4. MRT mit Kontrastmittel: liefert in der Regel Bestätigung und erlaubt Lokalisation des Tumorgeschehens für die
5. Stanzbiopsie
6. Die mikroskopische Gewebeuntersuchung (Histologie) des gestanzten Materials gibt definitiv Aufschluss über Gutartigkeit/Bösartigkeit, Tumortyp, und Grading (Grad der Aggressivität) und in weiteren Untersuchungen auch des Hormon-und HER2-neu Status.

Viele Grüße
viola
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