Thema: Cup-Syndrom
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Alt 15.04.2005, 12:06
Gast
 
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Standard Cup-Syndrom

Liebe Renate, natuerlich kann Euch niemand diese Entscheidung abnehmen. Mir fällt dazu Deine 1. Mail ein, Du sagtest, dass Dein Mann Musiker (sensibel???) ist und jetzt auch eine Todesangst hat. Unterschätzt bitte nicht, dass die psychologische Seite extrem wichtig ist. Wenn Ihr die 5% Chance wählt, dann wird diese Angst immer bedrohlicher. Kann Dein Mann mit dieser Bedrohung fertig werden? Ich habe selbst Krebs, erfolgreich behandelt und muss nicht mehr sehr engmaschig kontrolliert werden. Aber dieses Krankheitsbild lässt die meisten nicht mehr los und eine Restangst sitzt immer im Nacken. Nach mehr als 24 Monaten kann ich damit umgehen, aber ganz weg ist sie nicht. Meine Mutter starb vor 3 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs und auch sie stand vor der Entscheidung, eine fraglich erfolgreiche OP durchzumachen. Was ihr sehr geholfen hat, war eine hervorragende Psycho-Onkologin, das konnte zwar die Krankheit nicht heilen, half ihr aber bei wichtigen Entscheidungen. Häufig ist / sind Familie und Freunde überfordert und dann gibt ein Aussenstehender vielleicht neue Impulse.
Jedes Leben ändert sich mit einer solchen Diagnose vollkommen, auch ich bin selbständig (Trainerin und auf Sprache angewiesen). Meine Welt brach zusammen, denn mein Mann war über 50 und arbeitslos, so dass die gesamte Verantwortung für unsere Existenz bei mir lag. Ich habe umgedacht und meine Kräfte ganz auf die Therapie und Bekämpfung konzentriert. Alles andere wird sich finden, danach. Denn Todesangst steht weit über der materiellen Existenzangst. Mein Onkel (ebenfalls Arzt mit Endstadium Darmkrebs) sagte mir einmal, dass wir zwar mit kurzfristiger Lebensbedrohung fertig werden, wir aber leider nicht "programmiert" sind, mit der ständigen Angst zu leben. Ich denke auch, wenn sich eine Krebserkrankung endlich (!!!) zeigt, dann hat man eine Chance und jeder Tag, den man wartet, verkleinert diese Überlebensmöglichkeiten. Wenn also Eure Ärzte, wie Du schreibst- zu einer Bestrahlung / Chemo raten, dann werden sie wissen warum.
Ich wünsche Euch die Kraft, damit ehrlich umzugehen.
Sabine name@domain.de
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