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Alt 16.08.2005, 14:01
SteffiM SteffiM ist offline
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Registriert seit: 23.11.2004
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Standard AW: Es ging so schnell!

Hallo Anne, Angi, Manu!

Ich habe eure "Schicksale" gelesen und finde mich auch dort wieder und verstanden.
Uns traf das Unheil am 17.11.04. Meine Mum ging zum Röntgen, wegen eines nervigen Hustens, erzählte mir am Abend von einen Schatten. Ich rastete zunächst total aus und dachte an ein Bronchail-Ca.Dann fuhr ich zu ihr und sagte, dass es sicher nur ne Entzündung wäre und wir die morgige Bronchioskopie abwarten sollte. Diese fand in der Klinik statt, in der ich mal für 2,5 Jahre geabeitet hab, als Krankenschwester.
Der Arzt erzählte bald von einen AdenoCa und von Op usw. Ich was irgendwie skeptisch. Es sollten noch einige Untersuchungen statt finden und schnell gehen. Die Knochenmetastasen wurde ein paar Tage später gefunden!
Ich mußte ihr erzählen, dass sie also nicht operiert werden kann und es sich Chemo geben wird. So war es auch.Sie war immer zuversichtlich. Nach 3 Kursen gab es keine wesentliche Besserung, den 4. Kurs hat sie nicht mehr vertragen, es kam ein starker Infekt. Chemo wurde umgestellt, weitere 3 Kurse haben wieder nix gebracht.Es kamen immer neue Enttäuschungen auf uns zu. Ich hatte nur noch Angst und konnte sie mit niemanden besprechen. Erst als ich mit meinem Freund zusammen gekommen bin, dem konnte ich alles erzählen, dass ich aus Erfahrung weiß, dass sie nicht gesund wird.
Später wurden die Metastasen bestrahlt, das hat allerdings auch nix genützt, im Gegenteil, die Schmerzen wurden immer stärker. Morphin wurde eingesetzt. Die Ärzte erzählten uns im Mai oder so, dass sie nix mehr machen können, weil ja nichts hilft. Der Krebs war hartnäckig!!!
Mein Vater war nun krank geschrieben und war jede Sekunde für sie da. Ich war auch jeden Tag bei ihr und habe Papa abgelöst.Sie hatte allein todesangst.
Sie konnte vor Schmerzen weder sitzen noch liegen, hat im Garten Blumen gezupft und kleine Haufen gefegt, die wir immer aufkehren mußten. Das ging wochenlang so.Sitzen aufstehen, zupfen, fegen, sitzen, liegen, zupfen, fegen....
Am 21. 7 kam sie zur Schmerzeinstellung ins Krankenhaus.
Das klappte dann auch einigermaßen mit Hammerdosen, die für 3 Krebspatienten reichen. 200 DurogesicPflaster, 500 MST und 4x20 Morphium gespritzt.Trotzdem nicht schmerzfrei.
Wir hatten das Bett, den Sauerstoff usw schon alles bestellt und wollten sie nach Hause holen.Sie war einverstanden. Über den Tod wollte sie nicht reden, sie hatte Angst.Wollte es nicht wahr haben oder hat zumindest immer so getan, wobei ich glaube, dass sie es wußte.
Einmal verabschiedete ich mich mit den Worten "bis morgen" und sie sagte :hoffentlich! Ich sagte ihr wie sehr ich sie lieb habe und sie antwortete, dass sie mich auch sehr lieb habe, uns alle.
Ich habe sehr geweint. Ich wußte, dass bald der Abschied für immer kam und redete viel mit meiner Familie darüber. Wir akzepierten.
Am letzten Dienstag, heute vor 1 Woche waren wir da, als mein Dad sagte, nicht erschrecken! Sie war komplett verwirrt, hat das auch zwischendurch gemerkt und erkannte uns auch zeitweise.Angeblich war sie zentral ausgetrocknet, weil sie so viel Wasser in den Beinen hatte und das zu schnell ausgeschwemmt wurde. Morgen sollte es wieder besser sein.Hoffentlich.
Abens telefonierte ich noch mit meinem Dad, ich hatte Nachtdienst. Wir waren uns einig, dass die Situation unerträglich wurde und der Tod nun doch als Erlösung gelten könnte. Wir sprachen darüber, dass wir alles gegeben haben und alles gesagt wäre, was man noch auf dem Herzen hatte.
Um 4.30 Uhr kam der Anruf meines Vater, ich sollte kommen. Ich packte meine Sachen, verschwand wie der Wind und registrierte im Auto erst, dass er sagte, ich solle langsam machen. Sie verstarb bereits um 3.55!Ohne uns,ganz allein.Angeblich mit einer Schwester an ihrem Bett.
Um 6.00 waren wir alle in ihrem Zimmer und sie sah so friedlich und zufrieden schlafend aus.
Die Tränen hörten nicht mehr auf zu fließen.
Am Samstag war Beerdigung, da konnte ich wieder weinen, zwischendurch gíng und geht es einfach nicht, ich fühle mich auch so leer und gefühlskalt.
Aber ich glaube, das ist normal.
Sie war erst 54 Jahre alt und wird ihre Enkelkinder nie kennen lernen, die sie vielleicht mal bekommen hätte.Ich hatte noch so viele Pläne mit ihr. Mein Vater natürlich auch, das Haus ist in 2 Jahen abgezahlt, das Auto neu, Versicherungen bald fällig, es ist so tragisch. Man steht da wie blöde und kann nix machen. Gott sei Dank regelt mein Bruder jetzt die ganzen Formalitäten.
Ich vermisse sie so. Heute vor 1 Woche habe ich sie das letzte mal gesehen und geküsst.
Ich bin froh, dass mein Markus mich so wunderbar tröstet, er ist meine große Liebe, ein ganz wunderbarer Mensch, ohne den ich es nicht so geschafft hätte. Er kannte meine Mutter vor allem nicht gesund, das finde ich sehr bemerkenswert.
So, erstmal genug, hab noch einiges zu tun, gehe gleich erstmal zum Friedhof....

Steffi (27 Jahre alt)

P.S. das war natürlich nur ein kurzer Einblick in die fast 9 monatige Krankheit und unser Leben

mal sehen, wie das Leben ohne meine beste Freundin wird.......
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