[Briele]

Liebe Andrea,

ich habe mich wirklich sehr über Deinen „Brief“ gefreut. Danke! Ich habe dich nie aus den Augen verloren, so gut wie immer dort mitgelesen, wo Du schreibst, meistens in den beiden threads „vom Angehörigen zum Hinterbliebenen“ und „heute könnt ich nur heulen“. Es gibt ein paar threads, bei denen fühlt man sich allein beim Mitlesen so wohl, wie im eigenen Stall.

Vorhin hab ich nachgesehen, das ist jetzt bald ein halbes Jahr her, seit ich den thread eröffnete. Ich war auf diesem Gebiet ja absolut neu. Als Du nicht mehr schriebst dachte ich, irgend etwas hat Dich in meinem letzten Beitrag gestört. Immer wieder hab ich ihn gelesen. Keine Erklärung gefunden. Die Zeit verging und ich mache nun selbst auch die Erfahrung, dass man nicht überall mitschreiben kann, sich dann dort aufhält, wo man unter „seinesgleichen“ ist.

Liebe Andrea, ich war also oft in Deiner Nähe und hab mich gefreut, dass schön langsam ein Lichtlein auf dem langen Weg der Trauer, für Dich aufleuchtet. Es gibt, so glaube ich, ja nicht DAS Rezept für richtiges Trauern, es spielt so vieles mit hinein. Aber ein paar Ratschläge kann man einem Trauernden vielleicht doch mit auf seinem Weg geben. Aus eigenen Erfahrungen, dem Miterleben bei anderen, dem Lesen im Forum, würde ich jedem sagen, versuch, weiterzukommen, nicht zu verharren, zu versteinern. Wie schnell das geht, in welchem Rhythmus, das ist wieder eine ganz andere, eine individuelle Frage. Und ich habe das Gefühl Du bist auf einem guten Weg. Mutig und tapfer gehst Du weiter. Damit meine ich nicht, dass man „davongeht“, sich entfernt, man geht seinen Lebensweg weiter, leider nicht mehr mit dem lieben Menschen an seiner Seite, aber man geht. Manchmal kommt man nicht vom Fleck, manchmal muß man zurückgehen. So ist das halt.
Dein Claus ist früh gestorben, Gärtners Robert war noch nicht einmal erwachsen, wenn man Trauer und Verlust auch nicht messen kann, so weiß und wusste ich doch immer, dass es natürlich einen Unterschied mach, wann jemand stirbt. Dem Hinterbliebenen drohen Gefahren, denen ich, als altes Waisenkind, nicht ausgesetzt bin. Man muß aufpassen, dass man nicht bitter wird. Die Bitterkeit wird oft begleitet von Neid und Eifersucht. Daraus entsteht dann etwas, was schrecklich für alle ist. Für einen selbst, die anderen und – je nach Sicht der Dinge – auch für den Verstorbenen.
Du machst es gut, Andrea!

Nun möchte ich Dir noch sagen, dass nicht nur ich, dass wir uns hier alle freuen wenn Du wieder schreibst.
Liebe Grüße
Briele