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Alt 26.08.2005, 23:22
Miezmauz Miezmauz ist offline
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Standard AW: Bin traurig,Papa hat lungenkrebs

Liebe Moni,

ich kann sehr gut nachvollziehen wie es dir geht.Mein Vater ist im vergangenden Jahr an Lungenkrebs gestorben.
Angefangen hat es mit Schmerzen im Lendenbereich.Alle waren der Meinung es wäre ein eingeklemmter Nerv.Drei Monate zogen ins Land bis man genauer Untersuchte und feststellte das es mehrere kleine Metastasen waren.Wir waren total schockiert und wollten es nicht glauben.Sie untersuchten ihn komplett durch von oben bis unten.Dabei stellten sie den Krebs stark verbreitet in der Lunge fest.Innoperabel.Sie fanden auch noch an dem Halswirbelknochen und an der Niere Metastasen.Diese Diagnose bekamen wir zwei Tage vor Weihnachten.Wie unser Weihnachtsfest ausgefallen ist brauche ich wohl nicht näher zu beschreiben.Meine Kinder (20,15,11) wurden gleich vom ersten Tag an aufgeklärt was mit ihrem Opa ist. Verstehen und vorstellen konnten sie sich nicht das er vielleicht sterben würde. Ja, und ein Urenkel hatte er auch schon nur war er zu diesem Zeitpunkt zwei Monate alt.Es ging ein wechselspiel zwischen KK und Zuhause los.Die Situation wurde immer schwieriger.Eine Chemo jagte die andere.Bestrahlung half am Anfang.Die Metastasen im Lendenbereich waren weg.Große Freude bei uns.Doch nicht lange.Meinem Vater ging es immer schlechter.Er konnte nur noch mit Gehhilfen zum Schluß mit den Rollator laufen.Auch er bekam dann sehr schlecht Luft.Er bekam ein Sauerstoffgerät.Vom KK wurde er auf die Palliativstation verlegt.Ich begriff erst garnicht was das bedeutet.Wir waren jeden Tag bei ihm.Allesamt,sogar der kleinste.Wir brachten ihm sein Lieblingsesssen,und machten all dies woran er Freude hatte.Doch wußte er genau das der Abschied imer näher rückte.Das mußte er sehr deutlich gespürt haben.Meine Mutter und ich haben alle Arzttermine und Pschychologische Gespräche gemeinsam bewältigt.Ich konnte meine Mutter in dieser Situation nicht alleine lassen.Mein Vater hatte große Sorgen meine Mutter alleine zulassen.Ich habe sehr oft mit Ihm gesprochen und versucht Ihm seine Ängste zunehmen.Ich möchte nicht wissen was er alles für Gedanken und Ängste in seinem Kopf hatte die nie ausgesprochen wurden.Ich hoffe nicht das er sich damit zu sehr gequält hat.An seinem letzten Tag hat sich die Familie von Ihm verabschiedet.Es war der grauenvollste Tag in meinem Leben.
Meine Mutter blieb bei Ihm bis er in Frieden einschlief.Und nun laufen mir wieder die Tränen.Ich bin mit diesem Thema noch längst nicht durch.Er war ein klasse Vater ,Opa und Uropa.
Die ganze Familie hat von Anfang an offen und ehrlich über das Thema Sterben gesprochen.Das hat uns sehr geholfen.Aber es ist auch sehr sehr schwer das zu akzeptieren.
Man kam immer nur das Beste draus machen.Mit einem schwerkranken Menschen soviel Zeit verbringen wie es nur geht.Denn diese Zeit kommt nie mehr wieder.Verankert all eure schönen Gedanken und Erinnerungen in euren Köpfen.Das macht das Ganze ein wenig leichter.
Ich wünsche Dir liebe Moni von Herzen alles Gute bleib Stark und gib Deine Stärke und Kräfte an die weiter die es dringend brauchen.

Es grüßt Dich Herzlichst
Miezmauz
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