Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 16.11.2005, 21:02
Benutzerbild von waldi52
waldi52 waldi52 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.11.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 14
Standard AW: nichts ist mehr wie es war

Ihr Lieben,

wenn ich nach einem langen Tag vom Krankenhaus nach Hause komme, bin ich zuerst mal fertig mit der Welt. Aber mein erster Weg führt mich vor den PC und jetzt hier ins Forum. Ich höre euch zu. Und das tut so gut. In diesem Moment fühle ich mich nicht so alleine.
Denn den ganzen Tag war ich stark, konnte meinen Mann über schwere Stunden begleiten. Ich lache mit ihm, wir weinen gemeinsam, wenn es sein muss abwechselnd im Minutentakt, und genießen dieses überwältigende Gefühl der Verbundenheit. Es ist ein Gefühl, das zugleich wärmt und einem fast das Herz zerreißt. Es ist nicht zu beschreiben. Auf jeden Fall nutzen wir jede Minute.

Wenn ich dann also nach Hause komme, dann spüre ich nur noch den Verlust, weil ich ihn allein dort zurücklassen musste. Und da suche ich dann euch. Schon das Gefühl, die Beiträge alle mitzulesen, dabeizusein, hilft mir, wieder anzukommen und umzuschalten.

Alles, was ich jetzt tun muss, habe ich jahrelang gelernt. In der Hospizausbidlung, in der Krisenintervention (wo ich Todesnachrichten überbringen musste), in einigen Sterbebegleitungen. Ich habe, wie man so schön sagt, das nötige Know how.
Und wenn es einem dann selber betrifft, ist auf einmal alles anders.
Ich erinnere mich an die Worte, die ich anderen schon gesagt habe. Ich kenne die Phasen von Verdrängen, Akzeptieren und Verarbeiten, die eine solche Lebenskrise begleiten.
Aber jetzt muss ich nicht WISSEN, sonder alles selber FÜHLEN.
Und das ist eine ganz andere Welt, aber so schmerzhaft diese Gefühle sind, sie sind auch sehr, sehr wertvoll.

Ich danke euch. Liebe Grüße von waldi.
Mit Zitat antworten