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Alt 17.02.2006, 23:13
Alina Alina ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

auch ich möchte dir sagen, dass ich nun fast "erleichtert" bin, dass du die Entscheidung, die Prüfungen zu verschieben ,getroffen hast. Ich glaube zu wissen, dass es eine schwere Entscheidung war und eine, die Angst macht.Trotzdem das Studium und die Prüfungen viel Kraft von dir verlangten, war es doch ein Stückchen Normalität in einer Zeit, in der dir der Boden unter den Füßen weg gerissen wurde.Mir ging es ähnlich, als ich mich entschied, in Hospizkarenz zu gehen. Ich war einerseits erleichtert, andererseits machte es mir auch Angst, war doch dieser Schritt ein endgültiges Bewusstmachen, dass Mama und ich nun die letzten Wege gehen werden.
Nun bin ich um jeden Tag froh, den ich noch mit Mama hatte und der nicht durch die zusätzliche Last des Arbeitengehens getrübt und gekürzt war.

Saphir, auch ich glaube, dass nun eine andere Zeit angebrochen ist für dich und deine Mama. Wann, meinst du, kann deine Mama aus dem Krankenhaus entlassen werden und heimgehen ? Spricht sie davon, dass sie heimgehen will ?

Ich habe gestern wieder einmal in der Biographie von Elisabeth Kübler-Ross gelesen und möchte ein paar Zeilen zitieren, deren Inhalt an die Angehörigen gerichtet ist. Kübler Ross schrieb: Durch aufmerksames Zuhören erkannte ich allmählich, dass jeder sterbende Patient wusste, dass er sterben musste.Die Frage, die sich uns Angehörigen stellt, ist nicht, ob wir es ihm sagen sollen oder ob er es weiß. Die einzige Frage, die wir uns stellten sollten, ist:" Kann ich ihn hören ?"
Ich glaube, dass es nun dieses Dasein und Zuhören ist, was du für deine Mama jetzt tun kannst, ohne die Belastungen des Studiums. Dieses Zuhören kann dir vielleicht auch die eine oder andere offene Frage beantworten, ich wünsche es mir für dich.

Eine Ärztin sagte meiner Mama, dass es immer Hoffnung gäbe, nur verändert sich ihr Ziel. Wenn die Hoffnung auf Heilung verschwunden ist, so hofft man als Angehöriger auf eine möglichst intensive, schöne Zeit miteinander, auf Schmerzfreiheit und letztlich auf eine gute Sterbestunde, in der man seinen Kranken begleiten darf.

Saphir, ich hoffe mit euch mit,
Liebe Grüße von Alina
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