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Alt 20.02.2006, 18:59
Michael_D Michael_D ist offline
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Standard AW: Pancoast - Plattenepithel- Erfahrungen??

Liebe Susanne,

leider fehlt mir ein wenig die Zeit, Dir so ausführlich zu antworten, wie ich gerne möchte. Daher das Wichtigste nur im Telegrammstil.

1. Die Chemo, die Dein Vater bekommt, ist sozusagen Standard (Cisplatin und vermutlich Etoposid). Wieso er nicht bestrahlt wird: keine Ahnung. Die Aussage: "Chemo reicht vermutlich, den Rest können wir operieren", halte ich, ganz offen gesagt, für sehr gewagt. Vermutlich werden bei zunehmenden Schmerzen die Knochenmetastasen bestrahlt.

2. Ich kenne mich mit dem Pancoast-Tumor nicht allzu gut aus und weiß nichts von den Besonderheiten. Jedoch ist bei einer Metastasierung in Leber, Nebennieren, Knochen von einem sehr fortgeschrittenen Stadium auszugehen. Eine Heilung ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Zur Lebenserwartung ist seriös überhaupt keine Aussage zu treffen. Meiner Mutter haben sie gesagt: rechnen sie mit Monaten. Diese Aussage ist nunmehr schon 16 Monate her, und es deutet nichts darauf hin, daß sich die Dinge innerhalb der nächsten Zeit ändern (ist aber auch nicht auszuschließen). Wenn Dein Vater auf Cisplatin anspricht, kann er noch einige Zeit leben. Das Plattenepithel-Ca. ist grundsätzlich nicht so "bösartig", d.h. schellteilend wie andere Ca's. Die Prognose ist aber, das muß man klar sagen, wegen der weit fortgeschrittenen Metastasierung, ziemlich schlecht.

3. Du hast viel Negatives über Morphium gelesen? Das kann ich so nicht teilen. Wichtig ist vor allem, daß es Deinem Vater in dieser schwierigen Situation möglichst gut geht. Wenn er so starkte Mittel braucht, dann braucht er sie halt. Wegen Abhängigkeiten oder ähnlichem braucht Ihr Euch überhaupt keine Sorgen zu machen. Morphine haben auch allerlei Nebenwirkungen, doch ist der Vorteil dieser hochwirksamen Medikamente zweifellos größer. Wende Dich am besten an einen Mediziner, der sich mit der palliativen Behandlung von Krebspatienten auskennt. Im Krankenhaus sollte da jemand sein. Dieser wird in Zusammenarbeit mit Deinem Vater die für ihn maßgeschneiderte Schmerztherapie finden (so sollte es jedenfalls sein . . .).

4. In jeder Klinik gibt es eigentlich eine psychosoziale Beratung/Psychoonkologie. Durch eine solche Krise kommt man nicht ohne Hilfe!!! Selbst wenn Dein Vater für solche Dinge nicht zugänglich sein sollte: hol DU DIR selbst dort Hilfe!

Viele Grüße, bei Fragen bitte immer ansprechen,
Michael
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