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Alt 21.02.2006, 09:08
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Rippenfellkrebs

Liebe Betroffene,

ich hole mal meinen leicht modifizierten Beitrag aus einem parallelen Thread hierher, da er wohl in gerade diesen Thread gehört. Ich kann den Beiträgen von Achim nur zustimmen.

Leider ist Rippenfellkrebs (Mesotheliom) noch nicht heilbar. Operative Eingriffe bringen nur im absoluten Frühstadium der Krankheit mit anschließender Chemo ggf. eine Totalheilung. Das ist aber nur äußerst selten dokumentiert.

Leider helfen auch die Chemos nur mit geringen Chancen (höchstens 40:60) weiter, dass der Tumor sich ggf. zurückbildet. Auch die neuesten Studien mit Alimta belegen noch keine garantierte Heilung.

Es ist sehr schmerzlich mit anzusehen, wie das Atmen erschwert wird, da der Tumor raumgreifend wird und andere zunächst noch gesunde Organe in ihrer Funktion beeinträchtigt und nach und nach ggf. irreversibel geschädigt werden.

Der Haarausfall ist dabei eine "fast leichte" Begleiterscheinung einer schweren Chemo, nichts desto weniger macht es ziemlich traurig.

Ich spreche hier als Hinterbliebener, der hilflos zusehen mußte, wie das Atmen immer schwerer wurde, die Pleuraergüsse zunahmen, Herz, Leber und Nieren in ihren Funktionen nachhaltig gestört wurden. Wir wußten um den Fortgang der Krankheit, wir konnten untereinander und mit den Ärzten sehr offen sprechen. Wir konnten uns vorbereiten auf das Unabänderliche, wenngleich ich bis zum Ende noch auf ein Wunder gehofft habe.

Die Krankheit brach 1996 aus, die befallenen Stellen wurden operativ entfernt, danach gab es bis 1999 nur ganz leichte Atemeinschränkungen, keine Chemo, keine Schmerzen. Anfang 1999 wurden die Atembeschwerden größer, Stichschmerzen stellten sich ein, CTs brachten als Ergebnis eine deutliche Verdickung der Pleuraschwarte. Eine erste leichte Chemosequenz ab April 1999 mit "Gemzar" hat bei meiner ersten Frau nichts bewirkt, sie aber auch nicht belastet. Die darauf folgende schwere Kombinationschemo (Cisplatin und Doxurubicin) ab Herbst 1999 wurde nach 6 Zyklen abgebrochen, da sich nach einer kurzen Hoffnungsphase keine signifikanten Rückbildungen des Tumors erkennen liessen.

Eine Überlegung an Verwandte/Freunde der Kranken:

Laßt die Kranken entscheiden, was und wie etwas mit ihnen geschieht, wenn sie es denn entscheiden wollen. Für manche Kranke ist die Restlebenszeit so unersetzlich wichtig, daß sie im Wissen um die Unabänderlichkeit des Krankheitsverlaufs auf Operationen/Chemos verzichten.

Sprecht offen mit den Ärzten, aber zwingt Kranken nicht die Wahrheit auf, für die sie (noch) nicht bereit sind.

Verschafft Kranken noch ein wenig Lebensqualität, geniesst jeden Tag, denn er ist nicht wiederholbar.

Wenn gewünscht, verschafft Kranken oder auch Euch seelische Hilfe und Betreuung.

Gebt die Hoffnung nicht auf.

Shalom


P.S.:
Jeder geht anders mit Krankheit, Sterben und Tod um. Der eine kann und möchte viel darüber reden, andere können oder wollen das nicht.

Ich kann Verwandte/Freunde nur sehr unterstützen, die Krankheit OFFEN anzusprechen. Wenn der Kranke es nicht kann, so kann man versuchen über den Hausarzt, Onkologen die Wahrheit über den aktuellen Zustand der Krankheit zu bekommen.

Habt bitte aber auch Verständnis dafür, das Kranke Ängste vor der Wahrheit haben könnten.
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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