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Alt 22.02.2006, 16:43
Widder1963 Widder1963 ist offline
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Standard AW: malignes Melanom, Primärtumor unbekannt, LK-Metas, bitte, bitte helft mir....

Hallo Mely,

mir kommen ein paar Gedanken zu Deiner Frage, warum Dein Dad nicht reden möchte... und kann. Weißt Du, grundsätzlich ist jeder Mensch anders, und so geht auch jeder Kranke anders mit seinem Leiden um. Die Diagnose Krebs reißt vielen den Boden unter den Füßen weg, und in dieser Situation wissen die Betroffenen oft selbst nicht, was ihnen gut tut, was sie brauchen. Manche suchen sofort eine helfende Hand, wollen reden. Aber meist ist erstmal Rückzug angesagt. In vielen Fällen ist es durchaus so, dass ein von Krebsangst besetzter Mensch sich nur noch um sich selbst, seine Leiden, seine Schmerzen, seine innere Panik kümmern kann. Alle Mitmenschen, auch die ihm nahestehenden, und mögen sie es noch so gut und liebevoll meinen, sind bei dem Bestreben, einfach über den nächsten Tag zu kommen, nur im Weg. Es fehlt die Kraft, die Probleme anderer oder auch nur deren Alltag oder deren Nähe zu ertragen.
Daher ziehen sich manche Erkrankte zum eigenen Schutz oft völlig zurück. Wird das von der Umgebung nicht akzeptiert, so können "Befreiungsschläge" in ihrer Kompromisslosigkeit oft sehr aggressiven und verletzenden Charakter annehmen. Wenn dann die nahestehenden Begleiter (Partner, Kinder, Freunde etc.) auch noch ihr eigenes Leiden zum Thema machen, fühlen sich die Erkrankten zusätzlich belastet. Sie sehen das als Steigerung ihrer persönlichen Probleme und erleben das Gefühl, nun auch noch neben allem anderen unfähig zum Mitleiden mit einem früher geliebten Menschen geworden zu sein. Das Zurückziehen ist reiner Schutz!
Gib Deinem Dad alle Freiheiten, die er sucht. Bedrängt ihn nicht. Wenn er wieder reden kann, wird er es tun, wenn er Dich braucht, wird er den Kontakt zu Dir suchen.
Dir alles Liebe...
Heike
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