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Alt 28.03.2006, 08:58
dapostrophe dapostrophe ist offline
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Standard AW: Hoffnung ist größer als das Meer

Hallo Teufelchen, hallo Brooklyn,

ich danke euch, daß ihr mir antwortet.Es tut gut,wenn ich morgens an den PC gehe und sehe daß jemand da ist.Ich könnte den ganzen Tag darüber reden, ich kann mich mit nichts andrem mehr befassen.
Gestern hat sein Arzt uns gesagt, das sie nichts mehr tun. Die Bestrahlung ist abgesagt, einer der 3 Tumore ist fast ums 3fache gewachsen.
Gestern war mein Papa so gut dran, daß man es nicht glauben kann. Er hat in flüssigen Sätzen gesprochen,war nur leicht verwirrt und hat mich gefragt, warum er nicht nach Saarbrücken zur Bestrahlung gebracht wird !!!!
Ich dachte, ich falle um, vor Angst.Ich habe ihm gesagt, daß die Ärzte sich für eine Pause entschieden haben.
Er weis ja bis heute nicht, daß er diese Metas im Kopf hat.Die ganze Familie inkl. der Ärzte haben entschieden daß es besser für Ihn wäre, das nicht zu wissen, vor allem aber weil er nicht danach fragt.Aber manchmal denke ich, daß er es weis.
Er hatte sich letzte Woche seine Schlaftabletten gesammelt. Mein Onkel hat sie gefunden.....
Jetzt siitz ich hier und begreife nichts....
Man kann doch nicht einfach nur da sitzen und darauf warten, daß er stirbt?
Die letzten Tage habe ich ständig Bilder von Beerdigung,Friedhof usw im Kopf.Das macht mich schier wahnsinnig.Ich kann nicht begreifen,kann nicht loslassen, will nicht verstehen oder mir vorstellen, daß er bald nicht mehr da sein soll, ich ihn nicht mehr anrufen kann, ihn sehen und zuhause besuchen kann.
Andrerseits fühle ich mittlerweile nur noch Schmerz, wenn ich bei ihm bin,wenn ich sehe wie er von Tag zu Tag abbaut, in seiner eigenen Welt zu sein scheint, so das ich manchmal denke, er wird nie wieder der sein, der er mal war, und ob es dann nicht doch besser ist, wenn der liebe Gott ihn zu sich nimmt.
Ihr habt beide diesen Schritt schon erlebt, ich habe Angst, wenn ich daran denke, habe Angst, daran zu verzweifeln und nicht loslassen zu können, mit dem Verlust nicht leben zu können.
Mein Vater und ich hatten immer eine schwierige Beziehung zueinander.Ständig hatten wir uns am Kopf, weil ich nicht den Weg gegangen bin, den er sich gewünscht hatte,Ich hab mich immer wie ein kleines Mädchen gefühlt, nicht ernst genommen, nicht als erwachsene Frau angenommen.
Und trotzdem war er immer für mich da.Er hat mir den Kopf gewaschen, aber mich nie hängen lasse.
Mein Vater war der Mensch auf den ich mich immer verlassen konnte.
In den letzten 3 Monaten, die Zeit seiner Krankheit, sind wir uns so nahe gewesen , wie nie zuvor.
Da gab es nicht mehr die Frage, was zu klären ist. Da war nur noch Liebe und Nähe.
Ich gebe zu, das ist mein Trost, zu wissen, daß wir Rein sind, zu wissen wie sehr er mich liebt .
Ich könnt noch tausend Sätze schreiben, in mir geht soviel vor.
Es tut mir leid, wenn ich euch nicht direkt antworte, aber es tut mir gut, wenn ich lesen kann, wie es euch geht, weil ich weis,daß ihr versteht.Weil ihr fühlt wie ich.


Alles liebe für euch und viel Kraft für uns alle
Claudia


HOFFNUNG IST GRÖSSER ALS DAS MEER

ps: Teufelchen: keine Sorge, ich empfinde es nicht als herzlos,ich weis was Du meinst.
Brooklyn: Du hast schon recht, es gibt keine wirklich tröstenden Worte in der Situation, und trotzdem empfinde ich es als Trost.

Geändert von dapostrophe (28.03.2006 um 09:03 Uhr)
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