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Alt 07.04.2006, 09:38
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Gaby283 Gaby283 ist offline
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Standard AW: Wo ist der Unterschied zwischen Hospiz und Palliativstation??

Liebe Tanja,

auch meine Ma hatte Lungenkrebs (kleinzellig), sehr bösartig und schnell metastasierend (Hirn und Leber). Vor knapp 6 Wochen ist sie nach 10 Tagen in einem Hospiz mit erst 54 Jahren gestorben. Deshalb kann ich dir nur Fragen zum H. beantworten.

In dem H., in dem meine Ma untergebracht war, gibt es nur 9 Plätze. Das Maximum sind lt. Gesetzgeber 16.

1. Wie wird dort gearbeitet?
Dadurch, dass diese Station wesentlich kleiner als in einem normalen Krankenhaus ist, haben die Pfleger/Schwestern mehr Zeit, sich um die Gäste (so werden die Patienten dort genannt) zu kümmern. Man spürt keinen Zeitdruck und es ist auch genug Zeit für private Gespräche. Mit dem Personal können Sorgen, Ängste und allerlei andere Dinge besprochen werden. Die Angehörigen werden "mitbetreut" und es ist alles sehr familiär. Ebenso arbeiten dort ehrenamtliche Mitarbeiter, die immer ein offenes Ohr haben. Man kann alle Fragen stellen und bekommt immer eine Antwort darauf. Da meine Ma geraucht hat, durfte sie es dort weiterhin. Das Kortison und andere Medikamente wurde nach und nach reduziert und es gab weder Infusionen (weil sie zu wenig getrunken hat) noch Thrombosespritzen. Da keine Aussicht mehr auf Heilung bestand, wurde meine Ma dort nicht noch länger künstlich am Leben erhalten. Es gibt dort keine Besuchszeiten und wenn man möchte, wird auch ein Gästebett zur Verfügung gestellt.

2. Wie kommt sie dort hin?
Ich würde euch empfehlen, da die Plätze dort sehr begrenzt sind, einen Termin im H. zu vereinbaren und es euch gemeinsam anzuschauen. Da kann deine Mama selbst entscheiden, ob es ihr dort gefällt und ob sie es sich vorstellen könnte...Sollte es ihr zusagen, dann müsst ihr euch mit der Krankenkasse in Verbindung setzen. Diese prüfen den Antrag und entscheiden, ob ein Aufenthalt im H. gerechtfertigt ist. Da meine Ma vorher im Krankenhaus war und ihr Zustand täglich schlechter wurde, haben die sich mit der Krankenkasse in Verbindung gesetzt.

3. Wer bezahlt es?
Das Hospiz hat feste Pflegesätze. Ein Gast ohne Pflegestufe muss ca. 115 € täglich Eigenleistung tragen, ein Gast mit Pflegestufe (1-3) muss täglich 40 € selbst zahlen. Sollte es finanziell nicht tragbar sein, dann kann man einen Antrag beim zuständigen Sozialamt stellen, die dann wohl die Kosten übernehmen.

Mir hat die Atmospähre sehr gut gefallen, und dass man andere Angehörige kennen gelernt hat, mit denen man sich austauschen konnte. Sonntag nachmittag gabs immer Kaffee und Kuchen für alle. Das "Event" hat immer im Wintergarten stattgefunden. Alles in allem ist es eine wunderbare Institution. Ich finde es schade, dass es in Frankfurt nur dieses eine wirkliche Sterbehospiz gibt.

Hoffe, das ist eine kleine Hilfe für dich.

Viele Grüße und alles Gute für dich und deine Mama
Gaby


PS. Ich war mehr als zufrieden mit der liebevollen Betreuung und möchte dem Hospiz St. Katharina in Frankfurt herzlich für die Pflege meiner Ma danken. Es sind wunderbare Mitarbeiter, die meinen ganzen Respekt für die Pflegearbeit und den Umgang mit den Gästen verdient haben.

Geändert von Gaby283 (07.04.2006 um 10:09 Uhr)
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