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Alt 11.04.2006, 13:30
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Kiwi Kiwi ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Hellou again

@Gaby: Ja, mein Esszimmer haut mich auch immer noch um, jeweils am morgen gucke ich vorsichtig rein, ob es nicht nur ein Traum war Ich freue mich, dass es dir auch gefällt! Und ja, in meiner Wohnung sitzen da und dort kleine Engel. Meine Mutter hat einen ähnlichen Spleen, ich schenkte ihr erst vor 2 Wochen zwei auf alt getrimmte Engel, die sich zusammen über ein Buch kuscheln und so sitzen, dass man sie auf eine Kante setzen kann. Deine neue Kette klingt zauberhaft! Recht hast du, dass du dich selber ein bisschen umsorgst und verwöhnst - sonst macht es ja eh keiner...

Auf dem Bild mit meinen Eltern wussten wir schon ein paar Monate, dass der Krebs in ihm ist, dies war zum Zeitpunkt der Chemo (er machte total 1 Mal Chemo und 2 Bestrahlungen mit). Meine Eltern holten mich an diesem Tag vom Flughafen ab und tranken bei mir auf dem Balkon noch einen Kaffee, bevor sie wieder heimgingen. Dies ist auch ein Lieblingsfoto meiner Ma, beide wirken so unbeschwert. Noch voller Hoffnung. Noch voller Leben. Tja. Tja. *jetztnichtweinen*

Rein äusserlich sehe ich Mama viel ähnlicher, auch vom Charakter her. Ich sage immer, ich habe von Mama das Temparement und von Papa das Durchsetzungsvermögen, dershalb bin ich noch ledig *schmunzel*.

Papa bekam von uns ein oranges Herz (von uns Kindern und Enkeln), von Mama den Kranz. Das rote Herz war auch von uns, es sollte eigentlich mit Papa auf dem Sarg ins Grab, das haben sie aber nicht gemacht, warum auch immer. Dafür war das rote Herz am längsten schön von allen Pflanzen. Rote Blumen halten länger als gelbe oder orange...

Aus deinen Worten über deine Mama spüre ich so viel Sehnsucht... Es tut mir so leid! Die Mama zu verlieren ist sicherlich noch härter, als den Papa (ausser bei Sylvia, weil ihr Papa ja beides für sie war). Weisst du, als Kind war ich sehr auf Papa fixiert und mir macht am meisten zu schaffen, dass diese Verbindung, diese Wurzel nun nicht mehr ist. In den letzten Jahren gab mein Papa geistig sehr ab, wir machten bereits Tests mit Verdacht auf Demenz, alles negativ, jedoch trotzdem ähnliche Anzeichen. Ich will damit sagen, dass Papa und ich eher nur Gespräche über die Enkel, über den Alltag und nicht mehr so tiefe Gespräche führten, weil er das gar nicht mehr so gut konnte. In meinem ALLTAG fehlt er mir nicht so sehr als feste Bezugsperson. Aber als Papa, der immer da war, der einfach zu mir gehört, den ich sehr sehr lieb hatte und dem ich enorm viel verdanke. Alles vorbei. Alles weg. Das ist ganz enorm belastend und traurig. Und eigentlich fasse ich es immer noch nicht.

Deine Mam hat dir im Alltag so viel gegeben, sie muss dir noch viel mehr fehlen...Und Mütter sind einfach so (wenn die Beziehung intakt ist). Sie spüren sofort, wenn etwas nicht stimmt. Eigentlich unglaublich... Arme Menschen, die ihre Mütter nie so nahe bei sich hatten und spürten. Sei dankbar, war deine Mutter dir eine echte, gute, warme, fürsorgliche und bedingungslos liebende Mutter.

Und noch was zu "nicht im Kummer ertrinken, aber der Trauer auch nicht aus dem Weg gehen". Ja, so fühle ich es auch. Ich kann arbeiten, ich kann auch lachen, den Hobbys nachgehen, ich kann leben - ohne dass ich mich zwingen müsste, oder gar Tabletten schlucken. Wir waren doch aber auch vorbereitet, oder nicht? Der Schock blieb uns erspart, bzw. er kam in erträglichen Dosen: Teil 1: Diagnose. Teil 2, 3, 4, etc. weitere Diagnosen mit schlechtem Inhalt, vorletzter Teil: Das Sterben. Letzter Teil: Der Tod. Die Seele kam so einigermassen mit - und musste nicht gewaltsam mit der Tatsache konfrontiert werden.

Zudem ist es einfach auch normal und natürlich, dass unsere Eltern vor uns sterben. Darauf können/müssen wir uns alle vorbereiten. Die Frage nach dem "Warum?" bleibt weitgehend ausstehend. Ich frage nicht nach dem Warum. Ich kann es aktzeptieren. Gut, mein Papa war 75, ein ordentliches Alter. Ich bin auch überzeugt, dass er mit dem Krebs eine Abkürzung wählte. Dank Bypässen schlug sein Herz kräftig und gesund. Aber eben, der Kopf liess so sehr nach.. eine Altersdemenz wäre unweigerlich gekommen. Und DAMIT hätte er nie und nimmer leben wollen. Darum kann ich akteptieren, dass Papa den schnellen, sicheren Weg wählte. Es ging so schnell...

Ich glaube, nach 6, 8 Wochen sind wir nun auch soweit, uns mit passender Literatur noch intellektuell mit dem Thema auseinander zu setzen. Ich begann mein Buch gestern, du hast dir welche gekauft - auffällig, wie parallel wir diesen Hilfe suchten und annahmen. Den Autor und Titel nenne ich dir dann noch.

@Sylvia: Ich hoffe, dir geht es einigermassen? Wir machen uns Sorgen... Wenn du nicht schreiben magst, ist das völlig ok, vielleicht meldest du dich aber mit einem kleinen Satz?! Pass gut auf dich auf und mach heute abend etwas, das dir gut tut, warmens Bad, Massage, Sauna, Solarium, Friseur, Dinner mit Ehemann...

Bis bald meine Lieben, und nicht vergessen: Der Frühling kommt!
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Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vorüber, sondern lächeln, dass sie gewesen. (Tagore)
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