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Alt 19.04.2006, 09:51
Michael_D Michael_D ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs und Psychose

Liebe Maja,

das hört sich alles nicht gut an. Die Symptome, die Du schilderst, können auf eine Psychose hindeuten. Wenn Dein Vater jedoch zuvor nicht an einer Schizophrenie gelitten hat, weiß ich nicht, ob es wahrscheinlich ist, daß er von heute auf morgen so etwas entwickelt.

Ist denn ein MRT des Schädels gemacht worden? Was Du schilderst, kann nämlich sehr wohl auf Hirnmetastasen hindeuten. Gerade das kleinzellige Karzinom streut sehr schnell ins Nervensystem. Je nach Lage der Hirnmetastasen können Krämpfe, Bewußtseinstrübungen, Verlust des Augenlichts u.ä. auftreten - oder auch Wesensveränderungen.

Wenn kein Schädel-MRT gemacht wurde, ist dies schon ein wenig nachlässig von den Ärzten. Sollte sich meine Spekulation (es ist nur eine Spekulation!) bewahrheiten, daß Dein Vater an Hirnmetastasen leidet, so ist er sicher kein Fall für einen Psychologen. Eher für einen Neurologen/Psychiater. Man kann Hirnmetastasen grundsätzlich bestrahlen. In Anbetracht einer äußerst schwierigen Gesamtkonstellation sind die Aussichten aber dürftig. Man wird wohl nicht umhin kommen, ihn bei akuten Anfällen ruhig zu stellen.

Es ist nur ein schwacher Trost, aber Du kannst sicher nichts dafür (ganz gleich, ob er an einer Schizophrenie leidet oder an Hirnmetastasen). Ich fürchte mich auch sehr dafür, daß meine Angehörige irgendwann Hirnmetastasen entwickelt, weil das wohl das Gefühl der Hilflosigkeit nochmals potenziert. Von daher ist es besonders wichtig, daß Du das Verhalten Deines Vaters als nicht gegen Dich gerichtet begreifst. Darüber solltest Du auch mit seiner Frau sprechen. Vielleicht gibt es für Euch Unterstützung, etwa durch eine psychoonkologische Beratung im Krankenhaus.

Viele Grüße und alles Gute,
Michael
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