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Alt 27.04.2006, 12:05
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rezzan rezzan ist offline
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Standard AW: Nicht Am Krebs Werden Wir Sterben,...

Hallo Bärenopa,
ich möchte dir nur berichten, wie die Chemo bei meinem Vater ablief. Er bekam 5 Kurse (so nennen die Ärzte das, oder Zyklen). Für jeden Kurs musste er für drei Tage ins Krankenhaus.

Am ersten Tag wurde immer erst Blut abgenommen um zu sehen, wie die Blutwerte waren (Chemo belastet einfach die Produktion der Blutkörperchen) und ein EKG gemacht. Danach bekam er zunächst 3 Infusionsflaschen "Vorwässerung" um die eigentliche Chemo vorzubereiten. Das sind drei große Flaschen mit Kochsalzlösung, gemischt mit einem Mittel gegen Übelkeit (schon mal vorbeugend). Im Anschluss wurde dann die Chemo angehängt (zwei kleinere Beutel. Bei meinem Vater war es Cisplatin) und nachdem diese Beutel durchgelaufen waren, gab es noch eine weitere Flasche mit Kochsalzlösung (die "Nachwässerung"). Das ganze dauert am ersten Tag schon 4-5 Stunden, in den man eben mit so einem blöden Infusionsständer rumlaufen muss.

Am nächsten Tag geht das ganze dann viel schneller, da die ganzen Kochsalzlösungen nicht mehr verabreicht werden. Da hat er dann morgens gleich ganz früh die Flaschen angehängt bekommen und war nach ca. 2 Stunden fertig. Dann hat er sich den ganzen Tag im KKH gelangweilt :-) Am dritten Tag gab es dann wieder die Infusionen und dann durfte er nachhause gehen. Wenn ihm zwischendrin trotzdem mal übel wurde, hat er sofort Medikamente bekommen, die auch sehr gut gewirkt haben.

Damit die Infusionen nicht so belastend sind, wurde meinem Vater vorher ein Port gelegt durch den dann auch das schmerzhafte Venenstechen entfiel.

Nach diesen drei Tagen durfte er dann für 3 Wochen nachhause und erst wieder zum nächsten Zyklus wieder für drei Tage ins KKH. Allerdings musste er zwischendrin immer mal zum Hausarzt zur Blutabnahme.

Das ist bestimmt bei jedem Menschen anders, aber wir hatten auch sehr sehr große Angst vor der Chemo und vor den Nebenwirkungen, aber ich muss sagen, das war alles überhaupt nicht so schlimm.

Während der ganzen Chemo gab es "nur" 2 mal Situationen, die schlimm waren. Beide male waren seine Blutwerte so niedrig, dass er für ein paar Tage im KKH bleiben musste. Während dieser Tage hat er sich einfach unglaublich schlapp und kraftlos gefühlt. Er hat dann aber Aufbauspritzen bekommen und dann ging es nach ein paar Tagen auch wieder. Insgesamt ging es ihm eigentlich während der ganzen Chemo ganz gut, er ist sogar zweimal in den Urlaub gefahren (zwischen den Zyklen). Die Übelkeit war zwar immer da, aber mit Tropfen und Tabletten auch kein großes Problem. Und naja, er hat natürlich gleich nach der ersten Chemo seine Haare verloren und trägt seitdem einfach immer Mütze oder Hut.

Jetzt hat er seine letzte Chemo hinter sich und bekommt noch Bestrahlungen. Auch davor hatten wir sehr große Angst, aber toi toi toi - die einzigen nennenswerten Beschwerden, sind momentan einfach nur Schlappheit und Müdigkeit. Anfangs hatte er Schluckbeschwerden, weil die Schleimhäute durch die Strahlungen austrocknen, aber da hat er auch ein gelartiges Mittel bekommen, was sofort half.

Für die Bestrahlung muss er täglich ins KKH fahren, das ganze dauert mit Wartezeit ca. 15 Minuten und dann geht es nachhause. Wie gesagt, das ganze macht ihn einfach etwas schlapp und er macht mittags jetzt öfter mal ein kleines Schläfchen

Ich hoffe, dass dir unser Erfahrungsbericht ein kleines bißchen deine Sorgen nimmt. Wie gesagt, wir hatten wirklich sehr schlimme Angst vor dieser Behandlung - heute kann ich nur sagen, ich danke Gott, dass es diese Therapiemöglichkeit gibt. Der Tumor meines Vaters ist vollständig zurückgegangen und wir hoffen, dass er auch gaaaaanz lange wegbleibt (auch wenn es in seinem Fall da nicht viel Hoffnung gibt - er hat leider das kleinzellige Lungenkarzinom).

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut und dass die Therapie bei dir auch so unkompliziert und erfolgreich verläuft.

Liebe Grüße, Rezzan
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