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Alt 28.04.2006, 08:48
schwarzwaldmädle schwarzwaldmädle ist offline
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Standard AW: diffuses Astrozytom III und Strahlentherapie

Hallo ihr Lieben,

ich war jetzt über 2 Wochen unterwegs und wollte mir heute mal wieder ein bissel was von der Seele schreiben......

Mein Papa ist seit 3 Tagen im Krankenhaus, weil ihm ein fester Zugang gelegt wird. Soll heißen: er bekomt Infusionen zwecks Flüssigkeitszufuhr und damit er nicht mehr alle Woche eine neue Nadel an einer anderen Stelle des Körpers gesetzt bekommen muss, legen sie jetzt einen festen Zugang.

Bei der Gelegenheit wurde auch gleich das MRT durchgeführt, das eigentlich am Gründonnerstag hätte sein sollen und das aufgrund des schlechten Zustandes von meinem Paps eben nicht gemacht wurde.

Und dann der Schock: der Tumor ist in den letzten Wochen wiederum rasend schnell gewachsen. Er ist jetzt nicht mehr nur im Stirnlappenbereich sondern über den gesamten Kopfbereich verteilt.
Die Ärzte wollten per MRT fest stellen,ob sein schlechter Zustand durch den Tumor oder durch Ödeme bedingt ist. Nun haben wir die Antwort......

Ich war gestern abend am Boden zerstört. Klar weiß ich dass es eigentlich keine Hoffnung mehr gibt, klar hatte ich in den letzten Wochen Zeit mich mit der Krankheit auseinander zu setzen und mich zu überzeugen wie schlecht es meinem Paps geht - ABER: ein bissel Hoffnung hat man immer....und ich habe mir gestern den ganzen Tag ausgemalt, dass vielleicht raus kommen könnte, dass der Tumor sich nur ein winzig kleines bissel zurück gebildet haben könnte......und wenns auch nur ein kleines bisserl gewesen wäre......

Mein Paps ist ja mittlerweile geistig wieder ganz gut drauf. Er war ja am Anfang des Jahres und während der gesamten Bestrahlungsdauer geistig sehr verwirrt. Mittlerweile hat sich das wieder gegeben.
Es ist so herzzerreißend wenn ich dann am Bett sitze und ihm aus meinem Alltag erzähle und er schaut mich so intensiv an (stellt auch hin und wieder mit schwacher Stimme eine Fage zu diesem und jenem Thema)......aber vor allen Dingen schaut er mich sehr intensiv an und ich frage mich immer was er gerade denkt......und manchmal rollt ihm eine Träne die Wangen runter und dann zerreißt es mich fast weil ich mir denke, dass er es ganz sicher WEIß dass er gehen muss......

Er kann ja nur noch Nahrung in Form von Brei zu sich nehmen.....am Dienstag wollte er mal wieder nicht essen und da sagte meine Mama zu ihm "bitte bitte iss doch etwas. Wir wollten doch noch so viel miteinander unternehmen. Du wolltest doch in Dresden noch die Frauenkirche sehen." Und da hat er mit sehr viel Elan den Teller leer gegessen. Das zeigt mir, dass er sich mit jeder Faser seines Herzens ans Leben klammert......
Aber es macht mir auch das Herz schwer, denn ich weiß ja, dass es keine Hoffnung mehr gibt auf gemeinsame Unternehmungen, auf gemeinsame glückliche Tage und Stunden und ich ich frage mich ob er das auch weiß......es tut weh zu sehen dass er dann hoffnungsvoll isst weil er vielleicht glaubt, dass er tatsächlich wieder gesund wird - dabei hat er keine Chance.....

Heute wird von einem Freund von mir, der Papa bei gesetzt. Er ist am 12. April an der gleichen heimtückischen Krankheit gestorben. Und das sogar recht überraschend, weil es ihm vom Gesamtzustand her, nicht all zu schlecht ging......
Heute denke ich an Benita und ihren Mann, der hoffentlich eine weitere Chance bekommt mit dieser OP
Heute denke ich auch an TinaNRW die den Krebs nicht besiegen konnte und die gerade auf dem Weg in eine Welt ohne Schmerzen ist.....

Heute denke ich an so viele Menschen und ich wünsche jedem der so viel Leid und Schmerz durchmachen muss viel Kraft......

Liebe Grüße
Dagmar
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Es zählen nicht die Jahre im Leben sondern das Leben in den Jahren
Abraham Lincoln
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