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Alt 05.06.2006, 03:35
c.lehmann c.lehmann ist offline
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Standard AW: Alternative oder palliative Behandlung nach 4 1/2 Jahren Kampf

Liebe Tijana,
diese 4 1/2 Jahre waren so viel Kampf.

Es waren aber immer wieder so viele lustige und sehr schöne Momente dabei. Wir sind mit der ganzen Großfamily (seine 3 Kinder und 5 Enkelkinder) auf dem Nürburgring und im Europapark gewesen, sind segeln gegangen, Osterfeuer, kleine Wanderungen... und das alles mit dem Blick auf die nächste Chemo.

Er hat das am Anfang (2003) wirklich ohne Probleme mitgemacht.
Letztes Weihnachten (2005) ist seine Schwester, meine Tante, innerhalb zwei Wochen an den Folgen eines Darmverschlussen gestorben. Das war während seiner Chemo, im gleichen Krankenhaus. Er durfte nicht zu ihr wegen Infektionsgefahr, erst am Sterbebett stark verhüllt, mit uns zusammen.

Seitdem scheint sein Lebensmut stark abgenommen zu haben. Es kam bei der Beerdigung ein eisiger Schneefall hinzu, der Husten ist seither nicht mehr abgeklungen.

Die Ergebnisse der letzten CT nach Behandlung, zum ersten Mal in diesen vielen Jahren, waren eben nicht mehr "ohne Befund".

Aber die Chemos und Bestrahlungen haben ihn auch sehr mitgenommen, er ist jetzt nicht mehr 70, sondern 75 Jahre alt.

Der Husten wird immer schlimmer, er sagt er bekommt etwas dagegen (muss nachfragen, was. Er benutzt aber auch ein Sauerstoffgerät, was wohl sehr hilfreich ist).
Wir waren vor zwei Wochen das letzte mal zuhause (meine Geschwister und ich wohnen zwischen 200 u. 650 km entfernt).

Erschreckt hat mich seine psychische Lage, zum ersten Mal, ich will nicht mehr ins Krankenhaus, keine Chemo, keine Bestrahlungen.

Ich möchte das ernst nehmen, ihn trotzdem weiter animieren. Aber wenn er keine weitere Chemo mehr machen möchte, muss ich ihn verstehen!
Und was drei Chemo-Zyklen plus Operation plus Bestrahlungen in vier Jahren bedeuten, weiß auch jeder, der nur einen Chemo-Cyclus mitbekommen hat!

Mir sagen auch Alternativ-Mediziner, vergiss es mit den Misteln, zumindest in diesem Stadium.

Vermutlich wird sein Krebs nicht mehr heilbar sein können. Also müssen wir alles daran legen, seinen restlichen Lebensweg so angenehm wie möglich zu gestalten.

Deshalb sind mir Informationen so wichtig, wie man seinen letzten Weg ohne Leiden und vor allem ohne Schmerzen begleiten kann.

Deshalb, lieben Dank an dich, Tijana, zu den Schmerzmitteln. (Wobei mir das mit der Leber schon wieder neue Angst macht).

Aber ich möchte an dieser Stelle auch wieder Mut machen.
Wir haben damals niemals geglaubt, dass mein Vater miterlebt, das seine älteste Enkelin den Führerschein macht. Jetzt macht ihn schon die zweite!
Seine "kleine" Tochter hat in der Zeit geheiratet und ein Haus gebaut (in dem er auch noch nachhaltig tätig sein konnte).

Also, man kann auch mit schlechter Prognose noch gut leben!!!

Lieben Dank euch
Chris
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