Einzelnen Beitrag anzeigen
  #9  
Alt 02.07.2006, 14:10
Benutzerbild von rowa
rowa rowa ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2006
Ort: Potsdam
Beiträge: 193
Standard AW: R., Du fehlst mir so!

Hallo Ulrike,

habe Deinen Beitrag gelesen, erst mal mein herzliches Beilied. Ich findes es noch tragischer, wenn ein geliebter Mensch so kurz vor dem Fest der Liebe geht. Aus Deinen Worten kann ich erkennen, dass Du sehr viel Kraft hast, diese schwere Zeit zu meistern. Du hast noch 2 minderjährige Kinder, für die Du jetzt allein die Verantwortung trägst und das ist schwer. Ich wünsche Dir dafür alle Kraft der Welt.
Bei mir ist es etwas anders. Meine Kinder sind volljährig. Meine Tochter ist 25 J. und hat ihre eigene Familie. Mein Sohn ist 22 J. und wohnt noch bei mir. Meine Tochter verkraftet den Verlust des Vaters recht gut, steht mir voll zur Seite. Sie gibt mir die Kraft, hört mir zu, wenn ich reden will. Bei mir ist sie die Starke und wenn sie allein bei sich zu Hause ist, dann bricht sie zusammen und weint.
Bei meinem Sohn lasse ich mir nichts anmerken, reiße mich zusammen. Er möchte nicht darüber reden. Er wird so gar etwas grantig, wenn ich ihn gezielt darauf enspreche. Ich habe das Gefühl, er verdrängt das Geschehene, aber eigentlich ist er sehr sensibel. Ich weiß auch nicht, ob ich lieber meinen Mund halten soll und nicht frage, wie es ihn geht oder soll man doch den Versuch starten, dass er sich öffnet. Für ihn war es besonders schwer. Er hatte in dieser Zeit die Trauerbewältigung, die Gesellenprüfung gemacht und gleich einen Arbeitsplatz gefunden, wo er sich ja auch beweisen muß (Probezeit). Vielleicht hat er da für trübe Gedanken keine Zeit.

Und ich möchte Dir berichten, auch ich (wir) habe(n) überall Bilder zustehen bzw. zuhängen, ob im Wohnzimmer auf dem Tisch und an der Wand, in der Küche auf dem Eßtisch, im Bad und im Schlafzimmer. Ich rede laut mit ihm. Meine Kinder denken, ich führe Selbstgespräche. Ich habe dann das Gefühl, er ist mit im Raum und beobachtet mich. Er ist allgegenwärtig.

Dass Deine Tochter Bilder malt und Briefe schreibt, finde ich gut. Kinder sind manchmal stärker als man denkt. Aber das wichtigste ist, dass man da ist, wenn sie bereit sind, sich zu öffnen und reden wollen, egal wie man sich selber gerade fühlt und das ist Stärke!

Eine solche Trauerbewältigung wie Deine Tochter versuche ich auch auf anraten einer Psychologin. Sie riet mir, auch Briefe zuschreiben und sie meinem Mann am Grabe vorzulesen (denn ich wollte ihm noch so viel sagen, konnte es aber nicht mehr, weil er ohne Bewußtsein war).
Die Beiträge von Vida haben mir sehr geholfen, ich finde sie toll und die Idee, seine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, geben mir auch Kraft. Dafür liebe Vida vielen Dank. Jedenfalls habe ich zwei kurze Briefe geschrieben und sie ihm vorgelesen und auf Grab gelegt.

Euch allen einen schönen Sonntag bei so viel Sonneschein, liebe Grüße

Rowa
Mit Zitat antworten