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Alt 12.07.2006, 12:54
viola viola ist offline
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Standard AW: Inflammatorisches Mammakarzinom

Liebe Maria,
Liebe IBC-Interessierte,

so ein Verdacht kann einen wirklich umhauen. Es tut mir sehr leid für jede Frau, die da durch muss. Ich habe mir lange überlegt, ob ich mich einmischen soll, schliesslich möchte ich niemanden unnötig in Angst versetzen. Weil ich mir nach (bisher) glücklich überstandener Diagnose und Therapie eines inflammatorischen Mammakarzinoms vorgenommen habe, zur Aufklärung über diese seltene Krebsform (nur ca. 3-5 % aller BK-Fälle), über die leider auch viele Frauenärzte und Onkologen nicht ausreichend Bescheid wissen, beizutragen, will ich hier einfach kurz über den Verlauf der Diagnostik bei mir berichten:
Aufgrund des Verdachtes (mässige Rötung) überwies mich meine Frauenärztin sofort an ein BK-Zentrum/Uniklinik; dort wurden gleich folgende Untersuchungen unternommen:
· Mammographie (kein eindeutiger Befund)
· Ultraschall (kein eindeutiger Befund)
· MRT (Kermspin)
Diese drei Methoden ergänzen sich gegenseitig, sind so genannt ‘komplementär’. Ein erfahrener Diagnostiker (am besten zwei) kann/können damit die Diagnose bereits entscheidend eingrenzen. Bei mir verdichtete sich der Verdacht auf einen so genannten entzündlichen BK zunehmend. Da sich in der Mammographie ein Areal mit verdächtigem Mikrokalk zeigte (zur Feststellung von Mikrokalk ist vor allem die Mammographie geeignet) machte man in dem Bereich unter sonographischer Kontrolle eine
· Stanze.
Nach wenigen Tagen erhielt ich Entwarnung: keine bösartigen Zellen
(Mikrokalk an sich muss nicht gleich Krebs sein, kann aber ein weiteres Verdachtsmoment sein!), wiederum zwei Tage später, folgte aber der erneute Alarm. Mein Gynäkoonkologe teilte mir mit, meine Blutwerte wären vom Labor eingetroffen und hätten für das
· CRP (C-reaktives Protein)
normale (!!) Werte ergeben, was darauf hindeute, dass es sich doch nicht um eine Entzündung im Sinne einer Mastitis non-puerperalis handle, man müsse nochmals stanzen. Es wurde nochmals gestanzt, diesmal auf der entgegengesetzten (von der Brustwarze aus gesehen) Seite. Das Ergebnis war eindeutig und für den erfahrenen ‘Stanzer’ von blossem Auge sichtbar: bösartig, Krebs, inflammatorisches Mammakarzinom. (Wurde natürlich später durch die Pathologie bestätigt und genau spezifiziert)

Das Irreführende an der Bezeichnung „entzündlicher Brustkrebs" ist, dass es sich bei diesem BK - im Gegensatz zur Mastitis - nicht um eine echte Entzündung handelt (für die ein erhöhtes C-reaktives Protein CRP aussagekräfig ist), sondern um eine Blockierung der Lymphgefässe in der Brusthaut durch die Krebszellen, wodurch die Haut wie entzündet aussieht. Insofern spricht ein normales CRP gegen das Vorliegen einer Entzündung (Mastitis) und in Kombination mit den anderen Diagnoseinstrumenten eher für das Vorliegen eines entzündlichen BKs.
Hier im KK gab es vor Jahren schon mal eine Diskussion zur die Diagnostik des IBC: http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ead.php?t=3923

Was auch stets bedacht werden muss: Beim entzündlichen BK findet sich meist kein tastbarer Knoten. Der Tumor breitet sich eher ‘wie ein Schneefeld’ aus. - Hier noch ein Link mit wichtigen Informationen (die englische Version ist besser):

http://www.ibchelp.org/gsymptoms (Deutsch)
http://www.ibcresearch.org (Engl)
http://www.ibcsupport.org (Engl.)

Wichtigste Anfangsinformation ist ferner, dass der entzündliche BK (das inflammatorische Mammakarzinom) die einzige Subgruppe ist, bei der der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielt. Weil die Krebszellen sich über die Lymphgefässe in der Haut ungefiltert durch Lymphknoten schnell im Körper ausbreiten können, ist es sehr wichtig, dass die Therapie sofort (d.h. sobald die Diagnose gesichert ist) mit einer (neoadjuvanten) Chemotherapie begonnen wird.

Alles Gute für alle, die sich mit dieser besonders üblen Diagnose auseinander setzen müssen! (und für die andern natürlich auch!) Bitte kümmert Euch nicht um Prognosen und Statistiken. Jeder Krankheitsverlauf folgt eigenen, individuell ganz unterschiedlichen Regeln; Statistiken machen nur Aussagen über ein Kollektiv. In den letzten Jahren sind dank neuer Substanzen und Erkenntnisse grosse Fortschritte erzielt worden. Ich kenne etliche Frauen, die wie ich ihren IBC bereits seit mehreren Jahren überlebt haben.

Alles Liebe
viola
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