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Alt 17.08.2006, 20:32
Uli1978 Uli1978 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo Natascha,
von mir hast Du bestimmt noch nicht gehört. Ich schreibe bislang eher in den anderen Foren. Aber ich komme nicht umhin, auch hier zu schreiben. Ich habe zunächst nur die letzten Einträge gelesen und bin dann unweigerlich bis zum Anfang zurück. Ich kann nur sagen, dass ich Dich bewundere. Du schreibst trotz der tiefen Trauer so tiefgründig, dass es auch mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Nicht aus Trauer... nein im Gegenteil: ich habe gelernt, dass man viel zu oft mit seinem Schicksal hadert und erst dann, wenn es einen wirklich vor Herausforderungen stellt, zu echter Größe aufsteigt. Du bist trotz der Trauer, die in jedem Buchstaben steht, so gefasst und überlegt und ich kann Dir versprechen, dass Du damit hier im Forum niemandem Angst machst - nein, die Hoffnung einen Menschen zu spüren, der eigentlich allen Grund hätte, nun die Hoffnung aufzugeben, ist ungemein bereichernd - jedenfalls für mich.
Ich habe aus Deinen Einträgen entnommen, dass Du unglücklich bist, bei dem Tod Deines Vaters nicht im KKH gewesen zu sein. Ich kann das besser verstehen als Du denkst. Meine Mum ist seit neun Jahren an Nierenkrebs erkrankt, hat unzählige Metastasen in OPs bekämpft (bekämpfen lassen) und nun, da die erste auftauchte, die nicht mehr zu operieren war, ist sie auf Nexavar eingestellt worden. Sie macht viel mit, sie muss kämpfen und da die ganze Familie tagsüber arbeitet, ist sie oft allein, beim MIttagessen, beim im Garten sitzen, beim Schmerzenertragen.
Weil mein Bruder und mein Vater eine seit zwei Jahren geplante Reise gemacht haben, bin ich für drei Wochen zu meiner Mum gezogen. Ich wohne eigentlich 330 km von daheim weg. Ich musste mir Urlaub nehmen und habe meinen gesamten Kram zum arbeiten mitgenommen. Ich werde in zwei Wochen Examen schreiben. Und dennoch war es für mich keine Frage, dass ich vor Ort bin. Meinem Bruder und meinem Vater die Möglichkeit zu geben, mal "raus zu kommen", Kraft zu tanken.
Nun bin ich wieder bei mir daheim und versuche so oft wie möglich, mit meiner Mum zu telefonieren. Ich würde am liebsten immer bei ihr sein, aber das geht nicht. Und genau das ist es - es klingt ziemlich seltsam - was meiner Mum Kraft gibt, dass alle um sie herum versuchen, ihrem eigenen (notwendigen) Kram nachzugehen, dass sie nicht wie ein Ausstellungsobjekt behütet wird, dass Urlaube nicht abgesagt werden, dass sie nicht den Eindruck hat, allen nur noch zur LAst zu fallen. Unter Tränen hat sie mir das neulich gesagt und ich konnte sie kaum beruhigen. Aber als ich ihr sagte, dass sie im Moment das schwächste Glied in der Familie ist, wir - also mein Bruder und ich, aber auch mein Paps - das aber in anderer Form ebenfalls schon oft waren und dafür eine Familie da ist, da meinte sie, dass es für sie besser ist zu wissen, dass jeder von uns auch weiter sein Leben führt.

Deshalb sei nicht unglücklich, dass Du nicht bei Deinem Vater sein konntest, als er starb. Für ihn war es mit Sicherheit wichtiger zu wissen, dass es Dir gutgeht!

Für einander dasein, heißt nicht immer auch, physisch vor Ort zu sein, sondern in Gedanken bei dem anderen seinen Dingen nachzugehen!!!

ich wünsche Dir alle Kraft dieser Welt für Deinen Geburtstag. Denk dran, was die anderen geschrieben haben. Vielleicht will Dein Vater auch gerade noch einmal bei Dir sein...

Alles Liebe
Uli
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