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Alt 20.08.2006, 13:30
Benutzerbild von Johanna82
Johanna82 Johanna82 ist offline
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Registriert seit: 09.02.2006
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Standard AW: Biefe an meine Mama

Liebe Katharina.

Unterstützung von anderen, ist schwer zu sagen, meine ehem.beste Freundin hat sich, seitdem ich ihr gesagt habe wie krank meine Ma ist, einfach gar nicht mehr bei mir gemeldet und wenn ich versucht habesie anzurufen, hat sie mich weggedrückt und auf sms hat sie nicht reagiert.
Warum weiss ich bis heute nicht.

Es ist mir aber auch egal geworden- ich habe mit anderen Freundinnen darüber gesprochen, aber wenn man so einen Verlust nicht selber erlebt hat, ist es schwer zu verstehen...Die sagen zwar immer, dass muss ja schrecklich sein, aber das hilft mir nicht- ich weiss das es furchtbar ist.

Ich bin auch oft sehr ungerecht und gereizt, auch beneide ich oft Menschen die ihre Mam noch haben - und so Sprüche wie: Meine Mutter geht mir wieder voll aufn Sack...bringen mich auf 180 - was würde ich dafür geben, dass meine Mam mich nochmal " nerven " würde!!!!

Ich merke, dass ich mich sehr in mich zurückziehe und mir nichts mehr so richtig Spass macht.

Manchmal glaube ich, dass ich nichts mehr richtig auf die Reihe bekomme.

Ich nehme alles anders wahr und ich bin viel ernsthafter geworden, oft schon verbittert.

Das ist wohl auch ein Grund, dass ich oft schon gar nicht mehr darüber spreche, ich fühle mich auch nicht so wirklich verstanden - die glauben scheinbar, weil es "schon" über 2 Monate her ist, dass es wohl langsam gut sein müsse...
Dass ich doch froh sein müsse, dass sie nihtmehr leidet...

Natürlich bin ich froh, dass Mam keine Schmerzen mehr hat- aber das ist doch kein wirklicher Trost darüber dass sie tot ist, man hat doch trotzdem diese verzweifelten Gedanken im Kopf, warum musste das nur alles passieren, es gab ja immerhin auch ein Leben vor dem Krebs.

Und ich wünsche mir ja nicht den Krebs und ihr Leiden zurück sondern nur meine MAMA - gesund und froh, stark.

Mit meinem Papa könnte ich natürlich reden , er versteht mich ja - aber ich merke ja, wie schlecht es ihm geht und ich möchte nicht, wenn es bei ihm gerade geht, alles wieder aufreissen.

So bleibe ich meistens mit meinen Gedanken allein oder teile sie hier mit.

Ich weiss nicht, ob es je besser wird.

Ich habe grosse Probleme an ihr Grab zu gehen, ich habe so Angst davor - ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dort, unter der Erde wirklich meine Mama in einem Holzsarg liegt und verwest.

Ich weiss, dass das scheussliche Gedanken sind, und wenn ich das so bildlich vor mir habe, ist es so grausam- aber ich kann es nicht abstellen und wenn ich jemandem davon erzähle, schauen sie auch nur angeekelt.

Ja, es sind ekelhafte Gedanken- aber sie sind in mir- und es tut furchtbar weh.

Natürlich habe ich auch bilder von meiner gesunden Mama im Kopf - und ich habe riesige Angst, dass die schwächer werden könnten.

Wir haben ihre Sachen nicht weggeräumt- ihr Schrank ist unverändert und manchmal öffne ich ihn und mache die augen zu und rieche - meine mama- ich hab das gefühl ihr dann ganz nah zu sein- aber nur für einen kurzen Moment, dann kriecht die Trauer wieder in mir hoch, ich mach den Schrank schell wieder zu.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich meinen Schmerz noch gar nicht richtig rausgelassen habe, ich schieb ihn oft weg - oder versuche es, ich hab Angst, dass ich es sonst nicht ertragen kann.

Eine dicke Umarmung, Johanna.
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Eines Tages werden wir wissen, dass er Tod uns nie rauben kann, was unsere Seele gewonnen hat

- Tagore -
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