[ciangi]

liebe anett!

ich freue mich ganz doll, dass du immer mal wieder bei mir vorbeischaust. es zeigt mir doch, dass mein papa menschen da draußen hat, die mit ihm bangen und an ihn denken. und das, ohne ihn zu kennen. das macht mich richtig glücklich.obwohl mein papa bei uns im ort sehr bekannt ist und viele, viele menschen an seinem schicksal anteil nehmen,freue ich mich über jeden einzelnen von ihnen.
deine worte haben mir heute sehr viel mut gemacht. ich hatte wirklich tierisch angst vor papas letztem moment, obwohl ich ihn so sehr hergebetet habe. gestern hatte er besuch von einem bruder, den er sehr gerne mag und hat sich aufgerafft und sich in seinem rollstuhl mit an den kaffeetisch gesetzt. da tat er mir so leid, wie er so abgemagert dasaß und so interessiert die gesprächsthemen mitverfolgte. es wurde viel gelacht und papa lachte auch mit!!! ich habe ihn dann heimlich beobachtet und mit erschrecken festgestellt, dass er irgendwie den tod in den augen hatte. ich weiß auch nicht, ich kann es irgendwie nicht beschreiben. aber ich hatte das gefühl, der tod steht hinter ihm und zählt den countdown. genau so war des damal bei meinem opa auch. und ich dachte: wie sich die dinge doch wiederholen!
gestern hat er zum ersten mal GAR NICHTS gegessen, weil ihm immer schlecht ist und er sich immer übergeben mußte. und trotzdem hat er sich abends seine infusion gesetzt, "weil er ja schließlich von etwas leben
muß"......
liebe anett, ich grüße dich ganz herzlich und wünsche dir in deinem neuen job alles erdenklich gute.

monika