Thema: Krankenkasse
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Alt 09.03.2003, 20:17
Gast
 
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Standard Krankenkasse

Hallöchen Regina2,
lass Dich erstmal richtig von mir umarmen, ja?

Eine Kur ist immer gut, darauf freust Du Dich bestimmt schon, gell? - Manchmal, also auch aus meiner eigenen Erfahrung, öffnen sich einem bei so einem Aufenthalt noch ein paar weitere Türchen. Betrachte es auch als Chance, denn dort kannst Du allenfalls mit anderen Ärzten noch sprechen.

Ich kann übrigens gut nachvollziehen, was Du durchmachst, denn bei mir war es fast ähnlich. Ich konnte nach meiner Krebsdiagnose genau so wenig "weiter machen wie vorher", ... obwohl ich noch immer meine Beine und Arme bewegen konnte! Jaja, NOCH habe ich den Kopf nicht UNTER dem Arm getragen, sondern dort, wo er hingehört, nämlich auf dem Rumpf, ... aber das ist für die Arbeitswelt, für unser System eben Grund genug, dass man noch immer so weiter funktioniert wie bisher.
Psyche? Hat ein Krebspatient eine Psyche? Aber nicht doch!

Ich hatte genau so Mühe damit, fühlte mich wie ein Alien, kein Mensch schien es wirklich zu verstehen.
Man kann es aber auch nur schwer erklären, WARUM man nicht mehr so weiter machen kann wie vorher, auch wenn der Job einem früher vielleicht Freude gemacht hat. Aber der Krebs kann so ein enormer "Schnitt" für das Leben bedeuten, (zudem steht man unter Schock), alles kann sich plötzlich "drehen", ... dass einem das Herz einfach sagt: "So geht es nicht mehr!"
Man hat Angst, man fühlt sich unter Zeitdruck (naja, wer weiss?), ... und wenn einen da keiner versteht, weil man nicht mehr so wie früher weiter machen kann, dann ist das gleich ein ... ja, doppelter Schmerz! Es ist dann nicht nur der Krebs, welcher einem das Leben so schwer macht, es ist auch noch zusätzlich das krasse Unverständnis der Gesellschaft um einen herum.
Und echt: Man hat das Gefühl, dass dieses ganze Unverständnis der eigenen Gesundheit noch MEHR schadet!
WIE soll man da Gesund werden? O ja, das habe ich mich auch immer gefragt.

Aber keiner sah diesen "Schock", den ich hatte, diese Furcht, - Angehörige lachten mich aus und meinten, ich "übertreibe" doch völlig, - Psychiater meinten, ich "sei jetzt halt in den Wechseljahren", - die Invalidenversicherung bei uns meinte ebenfalls, ich könne noch gut DAS tun, was ich immer getan habe, - ein anderer Psychiater meinte zu mir: "Aber Sie sind ja nicht INVALID!", wobei ich ihn fragen musste: "REICHT Krebs denn noch nicht?", - Behörden sagten dauernd: "Da sind wir nicht zuständig!", usw.
Es ist echt die Hölle!

OB der Krebs eine psychische Ursache hat, liebe Regina2, das bezweifle ich. SOLLTE es so sein, so müsste man auch bedenken, dass jeder psychische Schaden (oder Druck) AUCH wiederum SEINE Ursache hat! Von Nichts kommt ja Nichts. Und bei "Schäden" ist schliesslich auch immer eine Ursache da.
Aber ich denke nicht, dass VOR dem Krebs die Psyche so gelitten hat. Es ist eher eine Tatsache, dass NACH dem Krebs die Psyche leidet!
Das wird gerne mal schnell so herrlich schön "verdreht"!

Wie habe ich es gemacht? Ich war trotz aller Verständnislosigkeit um mich herum immer krank geschrieben. Auch wenn ich über ein Jahr trotzdem noch halbtags gearbeitet habe. Ich hatte solche Konzentrationsprobleme, dass ich es nicht schaffte, mich länger als eine Stunde mit einer Arbeit zu beschäftigen. Mittags musste ich immer nach Hause, um mich erst mal hinzulegen.
Das sahen die Chefs, das sahen auch irgendwann die Ärzte ein. Das hat zwar gedauert, aber offenbar brauchen manche Chefs oder Ärzte diese Zeit für eine Einsicht. Hm?

Es gibt Perspektiven, Regina2. Gell?

Bis später, ich sende Dir eine ganz dicke Umärmelung und denk an Dich.

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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