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Alt 24.10.2006, 23:25
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr

Mein liebes Söckchen

Siese Jahrestage sind immer die Hölle, nur Betroffenen und ihre Lieben können das nachempfinden wie das ist so eine Diagnose zu erhalten und wie es ist ein Jahr nachher den Tag in jeden Einzelheiten Revue passieren zu lassen "zu müssen" ohne dass man es eigentlich will. Man kann die Gedanken die Gefühle, die Ängste, die Trauer nicht einfach verbannen und sagen die will ich heute nicht spüren.

Es wird unweigerlich zu einem Trauertag, einem traurigen Tag, einem Tag der wiederum Angst macht, der die Ohnmacht wieder einmal mehr aufflammen lässt udn ein Tag der sehr, sehr nachdenklich macht. Dabei sollte man an sich, gerade bei Lungenkrebs, Freude haben ein Jahr geschafft zu haben, falls die betroffene Person es geschafft hat (ich sage dies im Allgemeinen und nicht nur auf deine Situation bezogen, denn wir alle erleben dies). Das gleiche gilt ja für Geburtstage, für Hochzeitstage oder Feiertage und für das Neue Jahr. Es ist einfach nichts mehr, aber wirklich gar nichts mehr so wie es einmal war und wie man es gerne hätte... leider.

Einmal mehr wird nur allzu deutlich wie treffend der Titel von diesem Thread ist ... "die Berg und Talfahrten des Sterbens, jeden Tag ein bischen mehr." Es muss niucht einfahc nur auf das effektive täglkiche Loslassen handeln, sondenr es sind auch das Sterben des alten Lebens für Betroffene wie auch für die Angehörigen.

Du weisst ja, dass ich MS habe, wenn ich die Diagnose MS nicht an einem Schnappszahlentag (am Abend bevor mein Schwiegervater starb und am Todestag meines Schwagers und Stiefvaters) bekommen hätte ich würde es heute nicht mehr wissen wann es war. Vielleicht lag es auch daran, das Vati im Sterben lag und ich nach seinem Tod total resobiert war die Beerdigung von der Klinik aus zu organisieren. 4 Wochen später starb ja auch dann Mutti (Willy's Ma). Also ging es gleich weiter. Kaum von dem Doppelschock kam Willy's Diagnose - ich sage immer man setzt sich ganz andere Prioritäten wenn man um sein Leben kämpfen muss, oder das einer geliebten Person.

Ich mag mich an meine Gefühle nach der Diagnose erinnern, aber sie löst nie diese Trauer und Angst aus wenn ich daran denke wie als Willy und ich unsere "anderen" Diagnosen erhielten. Kommischerwiese war auch das extreme Loch wie wir es bei Willy erlebten bei mir weit weniger, wahrscheinlich weil wir schon ein Krebsfall hatten und weil ich schon mich mit der MS auseinandersetzen musste. Und sicher auch, weil ich es schon lange ahnte asl ich diese ständigen resp. über Monate hinweg andauenden Blutungen hatte. Ich hatte bislang mit der bisherigen Therapie reisengrosses Glück gehabt... die Stagings sind gut verlaufen und das ist erfreulich, es ist nicht so ein Auf und Ab wie bei Willy oder vielen anderen. Irgendwie verlief meine Diagnose nicht mehr in diesem Schock zustand - eher wie etwas mehr, was man zu tragen hat in einem routiniert gefüllten Rucksack -

Kommisch gell....

Und doch wenn Willy's Jahrestag kommt ist alles wieder da wie ein Horrorfilm.
Jede sekunde, jede Minute, alle Geräusche, das Gefühl die Welt bleibt stehen udn doch zu sehen, für alle anderen dreht sie einfach weiter, sie lachen, träumen und wir sind nur noch am Verlieren.

Es ist mir heute schon bewusst worden, als ich zu einem Termin über den Münsterplatz mit meinem Pfupfi fuhr - dort bauen sie das Riesenrad auf, das Riesenrad auf das wir im Anshcluss der Diagnosebekanntgabe hoch gingen, einfach um das Gefühl zu bekomen wir sind über dem ganzen erhaben und werden uns nicht "unter"kriegen lassen. Wir waren in den ganzen 23 Jahren noch nie in Basel auf dem Riesenrad, damals ca. 3 Stunden nach der Diagnosestellung gingen wir drauf, in den Sonnenuntergang hinein. Wir sind seither nie mehr gewesen.

Ich versteh dein heutiger Tag, bei uns kommt er am 1.11. zum 5. Mal und er wird nicht besser oder weniger.

In Gedanken bei dir liebe Susanne, take care ....

dein Doppelpäggli
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Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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