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Alt 05.01.2007, 13:22
HeikeHH HeikeHH ist offline
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Standard AW: Pharynx Karzinom

Hallo Susanne,

ich danke dir auch für deine Antwort.

Schön, dass du erst in 3 Jahren vierzig wirst, ich bins schon in 9 Monaten :-)

Dein Vater reagiert sehr sehr abweisend und einsilbig, so schlimm habe ich mirs nicht vorgestellt. Wenn sein Tumor an sich doch verschwunden ist, hängt sein schlechter Allgemeinzustand doch sicher auch damit zusammen, dass er sich mit dem prognostizierten Todesurteil abgefunden hat, obwohl er doch jetzt wieder Hoffnung schöpfen kann? Die persönliche Einstellung und der Wille zum Weiterleben hat doch viel mit dem Gesundwerden zu tun.

Ich kann mit meinem Vater schon mehr sprechen, nur über Ängste und Gedanken sprechen wir überhaupt nicht. Er hat z. B. auch durchgehend salzigen Geschmack, bei allem was er zu sich nimmt (auch Leitungswasser). Ich habe ihm dann eine pürierte Gemüsesuppe gemacht, die ich überhaupt nicht gewürzt hatte (in der Hoffnung, er kann ein paar Schlucke nehmen und hat mal wieder etwas gegessen), aber er hat sie nicht mal probiert. Er hat so pessimistische Zeiten. Das verstehe ich auch, aber anstatt darüber mit uns zu reden, blockt er dann völlig ab, legt den Kopf auf die Arme oder schaut zur Seite und macht dicht. Auch ganz kleine Spaziergänge durch seinen Garten will er nicht machen. Ich habe auch schon an eine frontale Konfrontation gedacht, in dem ich ihn darauf anspreche, welche Ängste er vor der Krankheit oder auch dem Tod hat, aber das traue ich mich nicht!!!

Meine Ängste um ihn sind am Abend und in der Nacht auch am schlimmsten. Meine Angst vor dem Tod ist nicht die Angst, den gleichen Krebs zu bekommen. Aber irgendwie hört man soviel von Krebserkrankungen. Alleine bei mir waren vier Kollegen betroffen, von denen eine an Lungenkrebs gestorben ist. Mein Schwester hat zu allem Unglück auch schon die zweite Untersuchung mit Verdacht auf Gebärmutterkrebs hinter sich, deren Ergebnis sie am Montag bekommt (sollte irgendeine Gefahr bestehen, würde sie sich die Gebärmutter entfernen lassen). Vor fünf Jahren erkrankte sie an Hautkrebs, der Gott sei Dank besiegt zu sein scheint. Vor dem Tod selbst habe ich keine Angst, aber vor dem Weg dorthin. Wenn man liest, wie sehr manche Menschen leiden müssen, dann kommen mir solche Gedanken und Ängste: Wie gehe ich damit um? Würde ich durchhalten und positiv bleiben? Dieser Sch....Krebs im Mund/Halsbereich ist so schlimm, bringt so viele Einschränkungen in der Lebensqualität mit sich.

Meine Arbeit macht mir Spaß und bringt mir den Ausgleich, der mich dann für die Besuche zu Hause stark macht. Ich gehe auch mit meiner Freundin weg, mit der ich sehr gut darüber reden kann (ihr Bruder hatte Hodenkrebs). Sie versteht auch meine Ängste, zumal sie mit ihrer alten Mutter alleine lebt und hofft, dass ihre Mutter, wenn es soweit ist, in Frieden sterben kann, ohne dass sie sie leiden sehen muss. Die Ängste haben wahrscheinlich alle in sich, nur WIR sind im Moment damit direkt konfrontiert.

Heute Abend fahre ich wieder zu ihm und hoffe, ihn relativ gut anzutreffen. Angst habe ich vor der Nachuntersuchung Ende Januar. Die hat er sicher auch und damit er den Kopf nicht hängen lässt, zeige ich ihm mit möglichst vielen Besuchen, dass er mit wichtig ist und ich nicht aufgeben will.

Ich will weiterhin positiv denken, das hat mir mein ganzes Leben viel gebracht. Es wäre aber auch ein Wunder, wenn wir diese Situation so einfach wegstecken könnten.

Ich wünsche Dir trotz allem ein schönes Wochenende und melde mich nächste Woche wieder (habe nur im Büro Internetanschluss).

Alles Gute und viele Grüße, Heike
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